essensrationierung: Demütigende Logik
Essen ist Lebensgrundlage – niemandem darf vorgeschrieben werden, wie er oder sie sich ernähren soll. Das Klever Punkte-System erinnert an die Essensmarkenausgabe nach dem zweiten Weltkrieg – nur wurde das damals aus bitterer Not eingeführt. Heute scheint Boshaftigkeit zu herrschen, denn die Praxis ist demütigend: Die lästigen Flüchtlinge sollen sich hier bloß nicht zu wohl fühlen, hinterher geht es ihnen hier noch besser als in ihrem heimatlichen Kriegsgebiet.
KOMMENTAR VONANNIKA JOERES
Denn es ist nicht die Kostenersparnis, die die Städte auf Nahrungspakete und Punkte-System zurückgreifen lässt: Viele Kommunen wie Berlin oder Viersen lassen ihre Flüchtlinge mittlerweile wieder frei wählen – Ärger mit den Händlern und der Transport haben die Preise in die Höhe schnellen lassen. Im Kreis Kleve geben die christlichen DemokratInnen sogar offen zu, es den Flüchtlingen bloß nicht heimelig machen zu wollen. Das ist offen rassistisch und folgt derselben Logik wie die gruseligen Heimat-Videos von Norwegen, mit denen das Land Flüchtlinge von der Einreise abschrecken wollte.
Hinter den Aussagen der Städte blitzt aber auch noch ein anderes rassistisches Motiv auf: Sie wollen den Flüchtlingen mal zeigen, wie sie ihre Kinder in Deutschland ernähren sollen. Diese Bevormundung macht klar, wie die Ämter ihre Schützlinge sehen: Sie werden als dumme Kinder abqualifiziert, nicht fähig, ihre Familie nach deutschem Standard zu ernähren.
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