elefantenseuche: Der Senat hat versagt
Jahrelang haben die Politiker Augen und Ohren verschlossen, jetzt ist die Elefantenkrise da. Bereits vor fast zwei Jahren fiel das erste Tier der Seuche zum Opfer, doch der für den Zoo zuständige Senator Christoph Stölzl (parteilos) unternahm gegen die Herpes-Viren nichts. Auch Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) tauchte ab. Nachdem nun der zweite Elefant verendet und womöglich eine ganze Herde infiziert ist, können sich Stölzl und Schöttler nicht mehr wegducken. Jetzt ist Handeln angesagt, auch Rücktritte sind nicht mehr auszuschließen.
Kommentarvon RALPH BOLLMANN
Warum sind die flächendeckenden Herpes-Zwangstests für alle Elefantenbullen, über die man im Zoo jetzt diskutiert, nicht schon vor Monaten eingeführt worden? Warum haben Stölzl und Schöttler nicht auf die Virus-Warnung reagiert, die das Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (ILAT) schon damals ausgegeben hat? Haben die beiden Politiker ihre Verwaltung nicht im Griff?
Was bleibt, ist Schadensbegrenzung. Solange eine Übertragung des Erregers auf den Menschen nicht ausgeschlossen werden kann, ist ein sofortiger Verkaufsstopp für alle Elfenbeinprodukte das Gebot der Stunde. Außerdem muss der Senat prüfen, ob auch älteres Elfenbein infiziert sein kann und aus dem Verkehr gezogen werden muss.
In Afrika gilt das Fleisch der Elefanten als Delikatesse, es wird auch getrocknet oder zu Konserven verarbeitet. Auch hier kann sich der Senat nicht aus der Verantwortung stehlen. Ohne eine internationale Zusammenarbeit der Behörden droht die Krankheit zum Flächenbrand zu werden.
Immerhin, ein Trost bleibt im Elefantendebakel: Weil es diesmal den kleinen Liebling der Berliner erwischt hat, werden die Praktiken in der deutschen Elefantenwirtschaft endlich öffentlich thematisiert.
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