piwik no script img

ejectARNO FRANK über Fun mit Stäbchen

Frauen, Frauen, Frauen und immer an die „Bunte“ denken

Die Neue Frau denkt weniger an Kosmetik als an Karriere. Mit dem Neuen Markt ist die Neue Frau bestens vertraut, schließlich verfolgt sie stets mit einem Auge die aktuellen Börsennotierungen auf n-tv. Die Neue Frau wäre aber nicht die Neue Frau, wenn sie nicht auch bisweilen im Internet surfte. Und auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz, den ihr die New Economy beschert hat, fällt ihr am Kiosk plötzlich eine Neue Zeitschrift auf: vivi@n mit @, dem karrierebewussten Neuen Buchstaben. Hoppla, denkt sich die Neue Frau und hält einen Moment inne, vivi@n kenn ich doch: „vivi@n’s entertainment“ ist doch diese unterhaltsame Neue Sendung bei n-tv? Und war meine Lieblings-Website nicht immer schon vivi@n.com? Na, wenn das mal kein brand ist, das mit bench marketing und cross promotion vom Allerfeinsten im core target alle anderen weeklies schwuppdich outperformen wird! Her damit!

So, genau so stellen sich Hubert Burda und seine Schergen ab kommendem Montag die Eroberung der Frau vor. Der Neuen Frau, wohlgemerkt, die, wie auch Chefredakteurin Susanne Walsleben, „emanzipiert, selbständig und in allen Berufen und Positionen“ zu Hause ist. Geklotzt wird an drei Fronten: Fernsehen, Internet, Print.

Nach dem „modernen Nachrichten-“ kommt nun eben das „moderne Frauenmagazin“ – aus Offenburg, wo auch die Häkelhefte des Hauses vom Stapel laufen. Diversifizierung nennt sich das – Focus-Chef Markwort ist das nicht divers genug: Getobt haben soll er, weil ihm vivi@n qua Ähnlichkeit seine eigene schöne Marke beflecke. Seinen Groll kann er mit Kollegin Patricia Riekel teilen, deren Bunte ebenfalls als Blaupause für das neue Heft herhalten musste: vivi@n sieht aus wie Focus, fühlt sich an wie Focus – und riecht wie die Bunte. Entsprechend bunt ist der „Themenmix“, auf den vivi@n-Chefin Walsleben ebenso stolz ist wie auf die Startauflage von 130.000 Exemplaren.

Unter dem Titel „Business-Meeting auf der Wiesn“ etwa erfährt die Neue Frau: „Fesch: Jutta Speidel kam mit neuem Dirndl von Isabel Edinger“. Die Neue Frau ist angefixt und liest weiter: „Lustig samma: Carola Richon Kalau von Hofe-Maximoff Hand in Hand mit Charity-Lady Ute Ohoven“. Weiter geht’s mit „Hightech-Food“ und „Hightech-Pflege“, und Tipps für Heim und Herd gibt’s auch: „Salzschälchen aus Horn verbeiten Ethno-Feeling“, liest die Neue Frau, und „China-Party: Fun mit Stäbchen“. Still legt sie das Heft beiseite. Schaut in den Spiegel. Und sieht sich nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen