piwik no script img

eingefahrener hochstaplerOnkel Dagobert hinter Gittern

Er versprach Geldanlegern, ihr Vermögen in Edelmetallen anzulegen und zu lagern - nun sitzt er wieder im Gefängnis. "Manfred Glaeser genannt Henri-Isaac Lewy" kennt das aus den 90-er Jahren

Ein Traumschloss sieht anders aus: Die JVA Oslebshausen, jetzt Hochstapler-Domizil Bild: Archiv

Eigentlich sollte er schon im blauen Metallic glänzen, der alte Bunker im Überseehafengebiet. "Dagoberts goldener Turm", schwärmte der Weser Kurier einmal. Nun sitzt der Vater des Projektes im Knast: Manfred Glaeser alias Henri-Isaac Lewy ist Anfang der Woche verhaftet worden.

Schon seit einem Jahr ermittelt die Kripo gegen den alten Mann, der bei der Polizei ein guter Bekannter ist: In den 90-Jahren ist Glaeser als Hochstapler und Millionenbetrüger verurteilt worden. Vor den Strafverfolgern war er nach Casablanca geflüchtet, dort aber von einer betrogenen Anlegerin im Nobel-Hotel "Hyatt" aufgespürt worden. Die Dame war mit einem privaten Bodyguard gekommen, der Glaeser der Polizei übergab.

Glaeser war seit einigen Jahren wieder ein freier Mann, wenn er auch unter "Führungsaufsicht" steht. Mit Geldanlagen darf er sich nicht befassen, so die Bewährungsauflage. Das tut er aber doch - und zwar mit hehren Ansprüchen: "Wer Unrecht, das ihm zugefügt wird, schweigend hinnimmt, macht sich mitschuldig."

Dieses Mahatma Gandhi-Zitat steht auf seiner Webseite. Glaeser will nicht weniger als die Welt retten- vor dem internationalen Geldsystem. Und er verspricht denen, die ihr Geld bei ihm in Edelmetallen anlegen, eine sichere Rente. Bei der Firma "Crystal Consultants" soll er aber, so die Staatsanwaltschaft, 900.000 Euro von dem Anlegergeld aus der Kasse genommen haben, um seinen aufwändigen Lebensunterhalt finanzieren zu können. Offenbar zog sich die Schlinge der Ermittler zu - wegen "Fluchtgefahr" wurde er festgenommen.

"Im Jahre 2005 habe ich, Henri-Isaac Lewy, über die von mir gegründeten Firmen Crystal International und Base Metals Warehouse", so heißt es stolz auf seiner Webseite, "auf die Schaffung von wirtschaftlich bedeutsamen Vorratslagern ... hingewiesen". Und dort ist auch diese merkwürdige Namens-Geschichte dokumentiert: "M. Glaeser genannt Henri-Isaac Lewy" unterschreibt er. Glaeser hätte gern durch den neuen Namen die alte Geschichte abgeschüttelt, er hatte als jüdischer Milliardärs-Erbe "Lewy" der Rosenak-Initiative in Bremen eine großzügigen Spende versprochen - durch eine taz-Recherche flog allerdings auf, dass es sich um den alten Betrüger Glaeser handelte. Seine Mehrheit an der Firma Crystal Consultants hat Glaeser notariell beglaubigt an seine Tochter übertragen und gleichzeitig eine neue Firma aufgemacht: Sternmetall AG. Die Webseite der Sternmetall ist seit einigen Tagen "aufgrund Implementierung neuer Inhalte offline" - ein ungewöhnlicher Vorgang für eine Firma, die über Geldanlagen Millionen verwaltet.

Auf seiner persönlichen Website www.henri-isaac-lewy.de stellt Glaeser selbst die Zusammenhänge zu den Firmen, bei denen er niemals offiziell selbst auftaucht, dar. Und auf www.julius-lewy-foundation.com ist die abenteuerliche Geschichte der Verwandlung des vorbestraften Betrügers Glaeser in den jüdischen Milliarden-Erben Lewy zu finden, mit der Glaeser seine alten Spuren verwischen wollte.

Die Crystal Consultant legt inzwischen Wert auf die Feststellung, dass sie nichts mit dem Gründer und Vater der Inhaberin zu tun hat. Vor einem Jahr noch hatte Glaeser Kunden persönlich in "Dagoberts Turm" herumgeführt und auf dort gelagerte Edelmetalle gezeigt. Eine seiner Firmen trat als "Verwalter" des Bunkers auf. Die neuen Verwalter des Turms versichern nun nach einer Revision, dass dort nichts liegt, was der neuen Glaeser-Firma Sternmetall zuzuordnen wäre.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!