ein jahr kosovo-krieg: Der Tag: Samstag, 27. März 1999
PHASE 2 KANN GRÄUEL NICHT STOPPEN
Um 17. Uhr beginnt Phase 2. Nato-Generalsekretär Javier Solana erklärt der Weltpresse, was das bedeutet: Die Kampfflugzeuge des Bündnisses sollen jetzt, nachdem sie die serbische Luftabwehr weitgehend ausgeschaltet haben, auch Panzer, Artillerie und Soldaten angreifen. Die Feindbilder sind auf beiden Seiten klar definiert. Belgrad meldet 90 getroffene Militäreinrichtungen. Die Angegriffenen sehen die Nato-Operation „Alliierte Kraft“ als Unterstützung der kosovo-albanischen „Separatisten“. An denen „rächt“ sich die serbische Soldateska. Leiden müssen vor allem Zivilisten. Innerhalb von fünf Stunden überqueren 20.000 Flüchtlinge die Grenze zu Albanien. Tausende irren noch in den Bergen umher. Wer im Nachbarland ankommt, erzählt von bestialischen Gräueltaten der serbischen Truppen – erschossenen Männern, vergewaltigten Frauen, erschlagenen Kindern, angezündeten Häusern. In europäischen Hauptstädten demonstrieren zehntausende Serben gegen die Luftangriffe. In London strangulieren sie eine Puppe, die Bill Clinton als Hitler darstellt. Großbritanniens Verteidigungsminister Robertson vergleicht Milošević mit Hitler.
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