ein jahr kosovo-krieg: Der Tag: Montag, 10. Mai 1999
TODESURSACHE: „KARTENFEHLER“
Thema Nummer eins ist auch heute noch die zerstörte chinesische Botschaft in der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad. Wie konnte das nur passieren? Gerüchte kursieren, Vermutungen und zwanghafte Erklärungsversuche. Der US-Geheimdienst CIA soll dem Nato-Einsatzkommando die Zielkoordinaten genannt haben – war der Botschaftsbeschuss also beabsichtigt?
„Das widerspricht doch jeder Logik“, sagt US-Verteidigungsminister William Cohen. Die Bombardierung des Diplomatengebäudes sei die Folge veralteter Karten in seinem Ministerium. Auf denen sei die neue Adresse der Chinesen in Belgrad nicht verzeichnet gewesen. Also ein „Versehen“?
Immer lauter wird nun auch in Nato-Ländern die Kritik an der Kriegsstrategie der Allianz. Ist es sinnvoll und vor allem effektiv, aus 5.000 Meter Höhe Ziele zu bombardieren? Passieren dabei nicht notgedrungen zu viele „Fehler“? Wird so nicht automatisch der Tod zu vieler Zivilisten in Kauf genommen? Doch die Nato geht nicht auf diese Fragen ein und bombt weiter. In der Stadt Cacak sterben dabei heute vier Menschen – zwei von ihnen in einem Bäckerauto. Das war wohl kaum auf einer Karte verzeichnet. har
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen