edmontonian des schlusstages: suziann reid, staffelstabjongleurin:
Alles war geklärt und längst Gold gebucht für die 4x400 m-Frauen-Staffel der USA. Jearl Miles-Clark hatte von der ersten Stadionrunde an Tempo gemacht, Monique Hennagan den Vorsprung auf uneinholbar vergrößert, Michelle Collins ihn schließlich gehalten. Dann war Suziann Reid an der Reihe, die das Rennen samt Gold für die Damen aus den USA nur noch nach Hause laufen musste. Doch dann ging auf einmal alles total daneben für die arme Suziann Reid, die den Staffelstab schon sicher in der Hand hatte, ihn aber in ihre andere wechseln wollte.
Dabei ist das Unglück passiert: Irgendwie schien die eine Hand nicht zu wissen, was die andere tat, jedenfalls bekam die 24-Jährige den Stab nicht richtig zu greifen, und sosehr sie sich in all ihrem Tempo auch noch bemühte, das verdammte Ding fiel zu Boden, und mit ihm entfleuchte die bereits sicher geglaubte Goldmedaille für die USA. „Es war ein Albtraum“, sagte Reid, was aus ihrer Sicht sicherlich nicht falsch ist.
Für die deutsche Staffel hingegen war es großes Glück, weil aus dem ebenfalls bereits sicheren Bronze doch noch und völlig unverhofft Silber wurde. „Zuerst habe ich mitgekriegt, dass es laut im Stadion wurde“, erzählte Schlussläuferin Grit Breuer, wie sie den Fall des gegnerischen Staffelholzes erlebt hatte, „dann ist mir die Amerikanerin entgegengekommen. Und dann habe ich schließlich auf der großen Videowand gesehen, was passiert ist.“ Das Unglück der US-Läuferinnen bedeutete für Breuer und ihre Staffelkameradinnen Glück: Wie entfesselt lief die Magdeburgerin zu Silber, anschließend aber hatte sie immerhin ein gewisses Mitleid mit der Konkurrentin: „Solche Dinge passieren einfach, da kannst du nichts dagegen tun.“ Sonderlich trösten konnte das Suziann Reid nicht. KET
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen