piwik no script img

echauffiertDie AfD in Niedersachsen will Burschenschaftler nicht einstellen

Extrem rechte Publikationen sind oft eher gestelzt geschrieben, und es mangelt an einem halbwegs ansehnlichen Layout – von den Inhalten ganz zu schweigen. Nichtsdestotrotz lohnt sich deren Lektüre für Be­ob­ach­te­r:in­nen rechter Umtriebe. Denn manchmal wird sich hier ganz öffentlich gekabbelt. Holt das Popcorn raus!

Auf Seite 90 der aktuellen Ausgabe von Burschenschaftliche Blätter, der Periodika der Deutschen Burschenschaft, findet sich ein bemerkenswerter Abschnitt. Der Autor echauffiert sich dort über die niedersächsische AfD. Denn die habe einem „Verbandsbruder“, nach vorläufiger Zusage, dann doch noch die Einstellung als Referent im niedersächsischen Landtag verwehrt. „Die Begründung: Er sei in einer Burschenschaft aktiv, welche unter anderem Verbindungen zur Identitären Bewegung aufweise“, heißt es. Der einzige dafür vorgelegte Beleg sei ein Artikel „der Antifa“. Die Bilder in dem Artikel, schreibt der Autor weiter, zeigen den Bewerber bei einem Treffen in Eisenach mit Burschenschaftlern, die wiederum in der Identitären Bewegung (IB) aktiv sein sollen.

Welchen Artikel er meint, lässt der Autor des Textes in Burschenschaftliche Blätter offen. Es gibt nun nicht so viele Bilder und Publikationen, auf die seine Beschreibung zutreffen könnte. Es könnte sich beispielsweise um Seite 9 des „Relate Magazin – Antifa Info-Flyer für Hannover“ handeln. Dort zu sehen: White-Power-Gruß, Mitglieder der Jungen Alternative und Werteunionisten. Auch auf dem Bild: IB-Kader der Münchner Burschenschaft Danubia.

Aber stellt die AfD tatsächlich Leute, die sie eigentlich haben will, nicht ein, weil sie in einer Burschenschaft aktiv sind, die Kontakt zur rechtsextremen IB hat und beruft sich dabei auf „die Antifa“? Auf eine taz-Nachfrage will sich Frank Horns, der Pressesprecher der AfD Niedersachsen, nicht zu dem Fall äußern, sondern fordert eine schriftliche Anfrage. Etwas später heißt es dann per Mail: „Zu Personalfragen äußern wir uns grundsätzlich nicht.“ Eine Nachfrage der taz zum allgemeinen Verhältnis der AfD Niedersachsen zu Burschenschaften lässt der Pressesprecher unbeantwortet.

Dabei ist das der Casus knacksus. Der Autor in Burschenschaftliche Blätter beklagt eine Distanzierung der niedersächsischen AfD vom „patriotischen Vorfeld – sowohl der DB (Anm. der Red.: Deutsche Burschenschaft), als auch der IB“. Auf Nachfrage sollen AfD-Mitglieder gesagt haben, man wisse ja, wie es auf Burschenschaftshäusern zugehe. Ein frisch für die AfD in den Bundestag eingezogener Abgeordneter aus Niedersachsen soll außerdem mehrfach den Ausschluss von Burschenschaftlern gefordert und sich abfällig geäußert haben.

Es ist einfach nur peinlich, in einer vereinsinternen Zeitung über die Nichteinstellung eines Kameraden zu lamentieren

Bei allem Entertainment über den Zwist bleibt es einfach nur peinlich, in einer vereinsinternen Zeitung über die Nichteinstellung eines Kameraden zu lamentieren. Alles in allem ist die Distanzierung der AfD Niedersachsen von Burschenschaften und der IB erfreulich und gleichsam unglaubwürdig, ist die Partei doch weiter von bekannten Rechtsex­tremisten durchzogen. Michael Trammer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen