dieser verdammte krieg (53):
ROGER WILLEMSEN führt heute das Kriegstagebuch der taz.
Soviel ich weiß
Man soll sich nicht täuschen, auch für das Pentagon lässt der Krieg Fragen offen, z.B.: Wo in aller Welt ist ein muslimisches Land, das ähnlich zerrissen wäre von langjährigen Kriegen wie Afghanistan? Ein Land, das wo möglich noch zerstörter, noch elender, für die Welt noch uninteressanter ist? Anders gefragt: Wo ist ein Land, das der Weltmacht Nummer Eins einen ähnlich sicheren Sieg bescheren könnte und doch so wenig ökonomische Bedeutung hat wie Afghanistan?
Donald Rumsfeld hat die Antwort: Somalia beherbergt, „soviel ich weiß“, sagt er, die al-Qaida. „Soviel ich weiß“ haben die USA in Kabul kein Krankenhaus bombardiert und am Massaker von Masar-i Scharif keinen Anteil. „Soviel ich weiß“ ist Ussama Bin Laden in Afghanistan, das deshalb weiter bombardiert wird, „soviel ich weiß“, ist er verantwortlich, denn der unheilige Krieg der Amerikaner wird geführt, so weit die Füße tragen, soviel ich weiß.
Was aber weiß Rumsfeld? Das dürfen wir nicht wissen. Es ist ja nicht die erste Schlacht in diesem Krieg, die vom Herrschaftswissen befohlen und vom Fußvolk ausgeführt wird. Doch immerhin ist die UN in Somalia und sagt, es gibt dort keine Terroristen. Immerhin hat auch vor dem 11. September niemand Somalia Terrorismus vorgeworfen, und es hat auch kein US-Außenpolitiker seit dem erfolglosen Rückzug der USA 1992 das Land je besucht. Deshalb ist es jetzt eine Brutstätte für Gewalt und eine Bedrohung der gesamten Freien Welt? Soviel ich weiß, ja. Es sei denn, ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber wo wäre da der Unterschied?
MONTAG: Sibylle Berg
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen