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die wahrheitStampfen oder nicht stampfen

In Asthton, Northamptonshire, gibt es seit 43 Jahren die Weltmeisterschaften im "Conkers": Es geht darum, Kastanien zu zertrümmern.

Niederlagen ist der Engländer gewohnt. Am Samstag verlor sein Rugby-Team, drei Tage zuvor gingen die Fußballer in Moskau unter, so dass es im nächsten Jahr wohl eine englandfreie Europameisterschaft geben wird. So muss man immer wieder Sportarten erfinden, um die nationale Moral zu heben. Beim Moorschnorcheln und beim Käsewettlauf ist der Engländer unschlagbar, und mit Rosskastanien kann er umgehen wie kein anderer. Was lag da näher, als eine Meisterschaft rund um die Kapselfrucht zu erfinden? In Ashton in Northamptonshire gibt es seit 43 Jahren die Weltmeisterschaften im "Conkers", wie die Kastanien genannt werden. Eigentlich wollten die Stammgäste der Dorfkneipe damals angeln gehen, aber das Wetter war so miserabel, dass sie stattdessen Rosskastanien zerschlugen.

Das Spiel gibt es, seit die Kastanie im 16. Jahrhundert aus dem Balkan eingeschleppt wurde - sehr zur Freude der Schnecke übrigens, denn bis dahin benutzte man Schneckenhäuser. Die Regeln sind einfach: Man bohrt ein Loch in die Kastanie und zieht eine Schnur hindurch, die am Ende verknotet wird.

Der Verteidiger hält seine Kastanie mit ruhiger Hand in eine Höhe, die der Angreifer bestimmen darf. Der hat drei Versuche, um das gegnerische Spielgerät mit der eigenen Kastanie zu zerschmettern. Wenn einer der beiden Spieler seine Kastanie fallen lässt, kann der Gegner "stampfen" rufen und die Kastanie zertreten - es sei denn, der kastanienlose Spieler brüllt vorher "nicht stampfen".

Der Exweltmeister Chris Jones erklärte seine Taktik: "Genauigkeit ist wichtiger als Kraft, denn ein kräftiger Schlag kann deine eigene Kastanie beschädigen. Ich schlage stets von oben nach unten, dann trifft man besser als bei einem Hieb von der Seite." Es gibt viele Tricks, um die Kastanien zu härten: Man kann sie backen, lackieren oder in Essig einlegen. Der zweifache Weltmeister Charlie Bray hat einen anderen Trick: Er verfüttert seine Kastanie an ein Schwein und wartet, bis sie wieder ausgeschieden wird. Bei Weltmeisterschaften ist das verboten.

Vorvergangenes Wochenende herrschten in Ashton ideale Wetterbedingungen für die Weltmeisterschaft: Schäfchenwolken, kein Regen und fast Windstille. Auf acht weißen Bühnen kämpften 300 Teilnehmer um die Krone des "Conkers King", die natürlich aus Kastanien besteht. Am Ende siegte der 36-jährige Lokomotivführer Ady Hurrell aus Cambridge, bei den Frauen gewann Tina Stone aus Glapthorn, und auch in allen Nachwuchsklassen lagen englische Kids vorne.

Das Institut für Arbeitsschutz hatte auch ein Team in den Kastanienkampf geschickt. Es wollte seinen Ruf als Spielverderber aufbessern, den es sich erworben hatte, weil es so viele Aktivitäten aus Sicherheitsgründen verboten hat. Kastanien sind von vielen Schulhöfen verbannt, auf anderen darf man Conkers nur mit Taucherbrille spielen. John Hadman, Clubsekretär in Ashton, erklärte die Sache so: "Ein Spiel für zwei Personen, und es steckt voller Aggression. Die normale Reaktion ist es, beim Angriff zusammenzuzucken, aber das ist gegen die Regeln. Am besten schließt man die Augen und denkt an England." Aber nicht an die englischen Fußballer.

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