die wahrheit: Blick aufs Urgestein
Ein Gedicht von REINHARD UMBACH
Und wieder wird ein Urgestein
bald nur noch Fels mit Inschrift sein,
und zu den Kurt- und Willy-Büsten
gesellt sich Franz aus Neheim-Hüsten.
Dann steht der raue Landwirtssohn
mit roter Aufschrift: "Mindestlohn
muss wenigstens zum Trinken reichen!"
im Heldenrund von seinesgleichen.
Vielleicht darf er auch nahe Hagen
als Nase in die Landschaft ragen,
Mount-Rushmore-mäßig und umflossen
vom Konterfei der Steingenossen.
Frank-Walter und sehr schwer der Peer,
die schaden schließlich weitaus mehr,
wenn sie statt stoned ins Tal zu äugen
sich in Berlin der Hexe beugen.
Und käme einst der 1. Mai
im Jahre Zwanzigzehn herbei,
dann nähme wohl im Sauerland
den Sohn der Sozi an die Hand
und spräche stolz: "Da schau, mein Sohn!
Sein Schicksal war der Mindestlohn.
Das hat den Onkel Franz geschafft,
sein Felsquell speist nun Gerstensaft."
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