die wahrheit: Die Hauptstadt, die Gesellschaft, die Zeit: Pupsloch-Journalismus
Irgendwann sagte der große deutsche Journalist Dieter Gütt einmal, dass er sich nicht mehr im Journalismus auskenne, da Journalisten inzwischen aussähen wie Friseure.
Mittlerweile sehen sie nicht mehr nur so aus wie Friseure, sondern ihre Arbeit besteht auch aus Friseurberichten. Schlappe 50-mal tauchte an diesem Wochenende auf den Nachrichtentickern der angeblich seriösen Nachrichtenagenturen die Meldung auf: "Starfriseur Udo Walz hat geheiratet." Damit lag der Berliner Haarschneider knapp hinter den Meldungen über die Bundeskanzlerin und den Außenminister. Genauestens berichtet wurde über Gäste und Trauzeugen, wo gefeiert wurde und wie die Verfassung des Brautpaars war. Was aber hat das noch mit Journalismus zu tun? Und komme bitte jetzt keiner mit den Veränderungen in der Gesellschaft, den Gesetzmäßigkeiten des Medienmarktes oder gar den Interessen der Rezipienten. Die Heirat eines Haarschneiders, der zufällig die Pupslöcher von Männern mag, ist ganz einfach unerheblich. Die Friseurisierung des Journalismus schreitet allerdings unaufhaltsam voran.
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