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die wahrheitFernsehengel der Liebe

Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Eine öffentliche Aufgabe muss her.

Ohne ihren kleinen Nici wirkt die Première Dame unverkrampfter und ist gleich sehr viel telegener. Bild: ap

Mon cher journal intime …

Dienstag, 18. 11. 2008

Ich glaube, liebes Tagebuch, ich bin berühmter als Jesus Christus. Ich wette, der hat nicht so viel Post bekommen. Bislang hatte ich ja Anweisung gegeben, jeden zweiten Brief zu öffnen und mit einer Autogrammkarte zu beantworten. Ich merke aber, dass das nicht mehr greift. Immer mehr Autogrammkarten kommen zurück, weil die Leute sie gar nicht wollen. Sie schreiben mir, weil sie mich a) blöd finden oder ich b) was für sie tun soll.

Selten möchte jemand einen Stylingtipp von mir oder will wissen, wo ich zum Friseur gehe. Meistens soll ich mit Nici reden wegen ihrer Abschiebung, Tierquälerei in den Gänsestopf-Betrieben, China, Tibet, Steuerschulden, den Haftbedingungen in den Gefängnissen oder ihn um ein Autogramm bitten. Manche schreiben auch, weil sie was von unserem Wohlstand abhaben wollen. Das finde ich besonders scheußlich. Zumal es ja mein Geld ist, von dem wir leben. Nicis Gehalt geht ja vor allem für seine beiden Exen und die ganzen Gören drauf.

Jedenfalls habe ich mir überlegt, ich könnte dieses Moment - so berühmt zu sein, den Menschen Adressat für ihre Wünsche, quasi Hoffnungsträger zu sein - nutzen, um auch mal endlich auf diese ganze Ehrenamtsdiskussion den Deckel draufzubekommen. Ich habe mir überlegt, ich könnte eine Fernsehsendung moderieren, in der Menschen anrufen, um die Probleme vorzutragen, die sie infolge der Inkompetenz der Regierung haben. Ich würde mir das alles schön anhören, kluge Dinge sagen, Verständnis heucheln und würde dann enden mit dem Satz: "Ich kümmere mich drum!" Das würde mein Markenzeichen werden: "Ich kümmere mich!"

Natürlich wäre klar, dass das Anliegen nicht bei irgendwelchen blassen Beamten in Kellergewölben versickert, sondern dass ich die Probleme an oberster Stelle anbringen werde. Dabei könnte man mich mit der Kamera begleiten. Ich glaube, diese Sendung würde ein Knaller. Der absolute Quotenhit. Zum einen, weil die Menschen mich sehen wollen. Zum anderen, weil das Volk es liebt, sich im Elend anderer zu wälzen. Und ich wäre es, die einem Engel gleich, die Menschen aus der Falle des Elends befreit. Das würde mir noch mehr Sympathien bringen. Außerdem hätte ich eine Aufgabe und wäre öfter mal wieder im Fernsehen.

Donnerstag, 20. 11. 2008

Habe eine Karte von Eric (Clapton, Anm. d. Red.) aus Nordkorea bekommen. Sein Konzert sei zwar nicht ausverkauft gewesen, aber es gefällt ihm dort immer noch gut. Wenn man sich genügend Nahrung einfliegen ließe, sei es eigentlich ganz schön. Ob ich nicht mal kommen wolle. Bald, so habe er aus britischen Regierungskreisen gehört, würde der Tod von Kim Jong Il bekannt gegeben, und dann gäbe es drei Tage lang Halligalli. Das solle ich mir nicht entgehen lassen.

Na, ich weiß nicht. Er hört sich ja wieder recht normal an, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses ganze Freundschaftsgetue wirklich will. Vielleicht redet er sich das nur wieder ein, und wenn er mich dann sieht, bekommt er einen Rückfall. Außerdem Nordkorea … Ich wette, die haben da nicht mal beheizte Außenbecken in den Hotels.

Aurélien bringt mich zur Weißglut! Schon wieder ein Anruf aus dem Internat. Er hat erneut seine Brille kaputt gemacht. Die siebte seit April. Ich weiß überhaupt nicht, was das soll.

Samstag, 22. 11. 2008

Dir kann ich es ja sagen, liebes Tagebuch, ich finde mein Leben derzeit etwas langweilig. Ich bin zwar - da bin ich mir inzwischen sicher - berühmter als Jesus Christus, aber der hatte wenigstens was Ordentliches zu tun. Ich kann nur hoffen, dass die Idee mit der Fernsehsendung was wird. Das ginge dann auch in die Jesus-Richtung. Seit die grauen Herren beschlossen haben, dass wir zugunsten von Nicis Werten nicht mehr so viel Tamtam in der Öffentlichkeit machen sollen, ist es für mich echt öd. Nicht mal Mama Obama hat sich für die Pralinen bedankt. Hätte sie ein Kärtchen geschickt, wäre das ein guter Moment gewesen, einfach mal zum Hörer zu greifen, und vielleicht hätte ja das Obama-Schätzchen abgenommen und man hätte ganz unverfänglich schon mal die ersten Bande schmieden können …

Die Finanzkrise ist auch kontraproduktiv. Immerzu ist Nicolas unterwegs. Auch dieses Wochenende bin ich schon wieder allein. An Pflegearbeiten unserer ja mittlerweile etwas porösen Beziehung ist da nicht zu denken, und seitdem ich in meiner Wohnung bin, ist Joseph zum blassen Schein einer Erinnerung mutiert. Das einzig Erbauliche ist, dass eine tolle Nacktaufnahme von mir es zum Kalenderblatt geschafft hat. Leider nicht in den von Pirelli. "Reporter ohne Grenzen". Na gut. Das passt wenigstens zu meiner linken Haltung in Menschenrechtsfragen. Und es ist ein gutes Zeichen nach außen: Ich bin zwar mit Monsieur "Medienmanipulation persönlich" verheiratet, stehe aber für das Gute. Von mir aus hätte man Rachida Dati, der Natter (Justizministerin, Anm. d. Red.), ihren 15.000-Euro-Klunker auch nicht wegretouchieren müssen. So lang meine Ringe teurer sind, soll sie doch tragen, was sie will.

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