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die wahrheitExtreme Ironing

Auf meiner nie endenden Suche nach dem größten Thrill, dem stärksten Kick und der beklopptesten Perversion vertrieb mein neues Lieblingshobby tatsächlich ...

Auf meiner nie endenden Suche nach dem größten Thrill, dem stärksten Kick und der beklopptesten Perversion vertrieb mein neues Lieblingshobby tatsächlich die Furrys (erwachsene Menschen in überlebensgroßen Comictiervekleidungen, die sich auffällig eifrig von SodomistInnen abzusetzen versuchen) von der Poleposition: Durch den Tipp einer Freundin, die in ihrer Freizeit generalstabsmäßig näht und bügelt, durfte ich die Homepage der Extrembügler kennenlernen. Hatte mich der Link auf ein Werbevideo des von ihr sich selbst unter den Weihnachtsbaum aufgebauten Profibügelbretts, den sie mir vor ein paar Tagen schickte, noch bewundernd und ratlos mein altes, rostiges Plätteisen betrachten lassen - auf der Profibügelsystemhomepage bedampfen schick gekleidete Frauen emsig zu softer Loungemusik blaue Seidenblusen, pusten Krawatten von innen mit dem Superdampfeisen auf und bügeln dir ein Hemd in zwei Minuten wech - so versetzte mich die "Extreme Ironing"-Seite geradezu in Stase.

Als "der neueste gefährliche Sport, der die Thrills einer extremen Outdoor-Aktivität mit der Befriedigung eines perfekt geplätteten Hemdes vereinbart", wird meine neue Lieblingsbeschäftigung dort angepriesen, dazu Bilder von Menschen, die in Kraxlermontur in mehreren 1.000 Meter hohen, zerklüfteten kanadischen Felsspalten hängen und auf einem ebenfalls angehängten Bügelbrett eine Hose bügeln, unter Wasser, beim Raften oder in Südafrika an einem dünnen Seil zwischen zwei Bergspitzen ihr Eisen schwenken. Natürlich heißt der dazugehörige Preis (nach den Sponsoren) die "Rowenta Trophy", und eine angeblich in Deutschland gegründete Filiale hat sich dem "Eso Ironing" gewidmet (Bügeln, das mit Meditation kombiniert wird). Wie ernst die Spaßvögel vom Extrembügelboard die "extreme irony" ihre Geschichte rüberbringen, ist faszinierend und beängstigend zugleich. "Iron on", schrieb meine Bügelfreundin unter ihre Mail und teilte weiterhin mit, dass sie sich soeben den Extreme-Ironing-Wandkalender (mit den besten Sportfotos) gekauft habe, und zwar habe sie ihn in ihrer Food Coop gefunden, neben den Anzeigen für Babymassage und den Kursangeboten für die Suche nach dem inneren Clown.

Hätten mich im jungen Jahr nicht schon mehrere Wandkalender fasziniert, unter anderem der Vatikankalender, in dem jugendliche, dreitagebärtige, schweläugige italienische Popen in Soutane vor Kirchengebäuden stehen und in die Kamera charmeuren (offen gestanden hätte ich bei Mr Oktober auch mal voll Bock auf Beichte), ich würde den Extreme-Ironing-Kalender sofort, aber sofort danebenhängen.

Nostalgisch wurde mir sogar ein wenig, als ich an die Heim-Heißmangel dachte, die meine Mutter in den 70ern mal bei einem Provinzrummelfest per Los gewonnen und nur unter Schwierigkeiten nach Hause gebracht hatte, und an der ich Stunde um Stunde saß, um unsere vielen Stofftaschentücher gebührend glätten zu können. Der moderne Mensch, da bin ich sicher, der weiß doch überhaupt nicht mehr, was ein Stofftaschentuch ist! Der denkt, das ist ein Barbie-Tischdeckchen! Ein Bandala! Ein abgefahrenes neues Wii-Device! Barbaren, alle.

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