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die wahrheitNeues aus Neuseeland: Mit dem Zweiten sieht man schlechter aus

Sieben Wochen reiste Peter Kunz durchs Land der langen weißen Wolke und sah nichts als Schafe, Strände, Surfer und Auswanderer. Doch dann kam der ZDF-Korrespondent ...

... nach Christchurch, dem Zentrum der Südinsel. Wahrscheinlich erging es ihm dort so wie den anderen Touristen in den Motels: Er bekam kein Auge zu. Denn an den Wochenenden brettern "boy racer" in ihren frisierten Reisschüsseln über den Asphalt, dass die Ampeln erzittern. "Boy racer" sind knapp dem Teenageralter entronnene Testosteronzombies, die von der Playstation-Konsole nahtlos zum Lenkrad wechseln und ein entsprechend einseitig gelagertes Freizeitgebaren an den Tag legen. Nur wer taub ist, stört sich an ihnen nicht.

So kam es wohl, dass Kunz nicht die adretten Seiten der Gartenstadt filmte. Seinen Christchurch-Beitrag, der in der 45-minütigen Neuseeland-Dokumentation an einem späten Donnerstagabend Anfang Januar lief, widmete er stattdessen fast ausschließlich dem Phänomen der lästigen Autoraser: "Motorisierte Jugend", die "außer Kontrolle" geraten sei. Brüllend und flaschenschwenkend hängen sie in dem ZDF-Film aus Autofenstern und prahlen damit, dass sie Strafzettel in Höhe von über tausend Dollar eingeheimst, aber nicht gezahlt haben. Ihre Handynummern prangen auf der Heckscheibe. Für 20 Dollar Alkohol und Sprit lässt sich im Kreisverkehr länger feiern als in jeder Kneipe. Ein Polizist, der Führerscheine einkassiert, berichtet resigniert, die PS-Idioten seien "wie Schafe" und kämen in Horden.

Die Kunde von den schlimmen Boy-racer-Bildern, die zu später Stunde über deutsche Bildschirme flackerten, verbreitete sich kurz darauf in Christchurch. Irgendjemand muss gepetzt haben. Auf kaum etwas reagieren Kiwis so empfindlich wie auf einen Kratzer am tadellosen Image. "Christchurch boy racers shown on German TV", titelte die örtliche Tageszeitung The Press. Man war entsetzt, die eigene Stadt so besudelt zu sehen. Zumal deutsche Touristen zu den gern gesehenen Gästen zählen - immerhin gehen die Besucherzahlen zurück. Schlechte Zeiten für schlechte PR.

Mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen sieht man angeblich besser, aber nicht unbedingt besser aus. "Offensichtlich ärgerlich" fand Christine Prince, Chefin der Christchurcher Tourismusbehörde, diese "Fehldarstellung". Tadelnd schob sie hinterher, dass die Filmcrew vorher nicht in Kontakt mit dem Fremdenverkehrsamt getreten sei. Sonst hätte man solche ungeschönten Real-Impressionen sicher zu verhindern gewusst.

Das sehen Christchurchs Bürger jedoch anders: Viele freuen sich, dass endlich thematisiert wird, was so lange auf die Nerven geht. Bürgermeister Bob Parker kündigte prompt an, dass er sich des Problems annehmen würde. Leserbriefschreiber forderten die australische Lösung: "Autos einkassieren und in die Schrottpresse damit." Im Southern Cross Hospital, einem Privatkrankenhaus an der stark befahrenen Bealey Avenue, weiß man sich anders zu helfen. Dort ist der Lärm in den Abendstunden und in der Nacht so schlimm, dass frisch operierte Patienten am Wochenende in Krankenzimmer verlegt werden, die nicht zur Straße hinausgehen. Und kein ZDF empfangen.

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