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die wahrheitOhne Englisch keine Briefmarke

Willkommen in Großbritannien: ein Land voller Komasäufer, Fertiggerichtesser, Kokainschniefer, fetter Heuchler, die schlecht im Sport und fernsehsüchtig sind...

Willkommen in Großbritannien: ein Land voller Komasäufer, Fertiggerichtesser, Kokainschniefer, fetter Heuchler, die schlecht im Sport und fernsehsüchtig sind, gerne jammern und nur über das Wetter reden. Dieses nicht sehr vorteilhafte Urteil fällt David Else, der Autor der achten Ausgabe des "Lonely Planet Guide", die vor kurzem erschienen ist.

Ulkigerweise seien die Briten besessen von ihren Fernsehköchen, schreibt Else, aber wenn man ihre kulinarischen Gewohnheiten daheim unter die Lupe nimmt, vergehe einem der Appetit: "Gefrierschrank aufmachen, Päckchen herausnehmen, in die Mikrowelle werfen, pling, essen." Die BBC macht ständig Schleichwerbung für den Guide, was vielleicht daran liegt, dass der Sender im vorigen Oktober 75 Prozent der Verlagsanteile für 90 Millionen Pfund gekauft hat.

Auf der "feuchten kleinen Insel" feiern sie gerne mit Unmengen Alkohol, stellt Else fest. Das Komasaufen unter Jugendlichen werde immer beliebter. Das lässt sich belegen: Laut einer Statistik des Gesundheitsdienstes ist die Zahl der Menschen, die in England wegen Alkoholexzessen ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, in den vergangenen fünf Jahren um 70 Prozent gestiegen. 850.000 Trinker landen jedes Jahr in der Notaufnahme, für rund 6.500 von ihnen kommt jede Hilfe zu spät. Hinzu kommen die Opfer von Suffschlägereien.

Die tägliche Gewalt in den Kneipen will man in Oldham durch eine Rückbesinnung auf die größte aller englischen Tugend eindämmen: das Schlangestehen. Ebenso wie auf Flughäfen und in Postämtern will man am Pubtresen mit Kordeln eine geordnete Warteschleife abtrennen, damit es keine Drängelei gibt. Wer sich mit seinem Restbier anstellt, um den zügigen Nachschub zu sichern, muss zurück auf Los: In der Schlange herrscht Alkoholverbot. Außerdem wird das Bier rationiert. Mehr als zwei pro Bestellung gibt es nicht. Damit ist es aus mit der uralten englischen Tradition des Rundentrinkens.

Der Britische Bier- und Pubverband ist selbstverständlich dagegen. Die Sache sei teuer und unnötig, meinte ihr Sprecher Mark Hastings: "Wer hat schon Lust zu trinken, wenn er sich dafür wie im Postamt anstellen muss?" In Postämtern muss man, im Gegensatz zu Wirtshäusern, allerdings Englisch können, um bedient zu werden. Deva Kumarasiri, ein aus Sri Lanka stammender Postbeamter in Nottingham, weigerte sich, an seinem Schalter Leute zu bedienen, die kein Englisch verstanden. Jetzt hat er ein Disziplinarverfahren am Hals.

Gegen Hasan Sengoz, einen in Brighton lebenden Türken, ist dagegen ein Verfahren eingeleitet worden, weil er kein Englisch spricht. Er ist Besitzer einer "Off-licence", eines Alkoholshops, und er ist drei Mal erwischt worden, wie er Kindern Alkohol verkaufte. Seine Erklärung: Er könne kein Englisch. Die Stadtverwaltung hat ihm nun für drei Monate die Verkaufslizenz entzogen. Diese Zeit müsse er nutzen, hieß es in dem Urteil, um zwei englische Sätze zu lernen: "Wie alt bist du?" Und: "Kannst du das beweisen?"

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2 Kommentare

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  • O
    onetwo

    dummerweise muss man aber in postämtern KEIN englisch können, dafür aber in kneipen englisch können UND ein mindestalter haben.

    Und – darf man england in der schlange rauchen?!

  • H
    hermanator

    da war ja herr sotscheck richtig fleissig in den letzten tagen. da ich ihn als einen verlässlich guten taz autoren schätze + ich sowieso ein generelles interesse an england habe, hat mich das gefreut. ........kann man ja auch mal sagen.