die wahrheit: Fieser Frosch mit Erdnusskopf
Der Ire an sich ist ein putziges Volk. Da versinkt seine Insel in Regen und Schulden, aber er demonstriert für die Wiederholung eines Fußballspiels...
Der Ire an sich ist ein putziges Volk. Da versinkt seine Insel in Regen und Schulden, aber er demonstriert für die Wiederholung eines Fußballspiels. Während die Regierung rabiate Sparmaßnahmen ergreift, um den Staatsbankrott abzuwenden, und während zahlreiche Städte aufgrund des Dauerregens von der Umwelt abgeschnitten sind, marschierten am Samstag 200 Menschen zur französischen Botschaft in Dublin, um eine Wiederholung des Relegationsspiels zur Weltmeisterschaft in Südafrika zu verlangen.
Das irische Team hatte am Mittwoch in Paris in der Verlängerung den Ausgleich kassiert, nachdem der französische Kapitän Thierry Henry den Ball zweimal mit der Hand gespielt hatte, was der schwedische Linienrichter B. Lind geflissentlich übersah. Der erdnussköpfige Franzose gab seine Schummelei nach dem Spiel gezwungenermaßen zu, denn auch ohne Zeitlupenwiederholung hatten es alle außer dem schwedischen Myopisten gesehen. Henry forderte ebenfalls die Wiederholung des Spiels - aber erst nachdem die Fifa das bereits abgelehnt hatte.
Warum sollte der Weltverband das Spiel auch wiederholen lassen? Schließlich hat er erreicht, was er wollte: Die Franzosen bringen bei der Weltmeisterschaft allemal mehr Geld ein als die Iren. Denen nützte es auch nichts, dass sich ihr Premierminister sowie sein halbes Kabinett für eine Wiederholung des Spiels einsetzten und an die Fifa schrieben. Es ist ziemlich amüsant, wenn korrupte Politiker gegen einen korrupten Verband protestieren. Sie könnten aber von den Ägyptern lernen. Die haben wenigstens ihren Botschafter aus Algier abgezogen, nachdem ihre Fußballer gegen Algerien die Teilnahme an der Weltmeisterschaft verspielt hatten.
Vor der algerischen Botschaft in Kairo demonstrierten 2.000 Menschen und zettelten einen ordentlichen Krawall an. Die 200 Iren dagegen schwenkten lahm ein paar Stofffrösche, weil "Frogs" das Schimpfwort für die Franzosen wegen ihrer Essgewohnheiten ist. Niemand erinnert sich offenbar an das irische Qualifikationsspiel gegen Georgien im Februar, das die Iren wegen einer lächerlichen Elfmeterentscheidung mit 2:1 gewannen.
Kev Storrs, der die Demonstration am Samstag organisiert hatte, forderte die irische Telefongesellschaft auf, für Protestanrufe bei der Fifa in der Schweiz keine Gebühren zu nehmen. Von Ryanair verlangt er Freiflüge nach Frankreich, damit man auch dort demonstrieren kann. Die meisten Demonstranten waren übrigens unrasiert. Sie boykottieren eine bekannte französische Rasierklingenfirma, weil Henry für sie Werbung macht.
Über die Teilnahme an seiner Demo war Storrs allerdings enttäuscht. 300.000 Menschen haben seine Online-Petition unterzeichnet. "Davon hätten ja wenigstens ein paar tausend zur Botschaft kommen können", lamentierte Storrs. "Vermutlich lag es an den Überschwemmungen." An denen war höchstwahrscheinlich gar nicht der Regen schuld, sondern es waren die Tränen der irischen Fußballfans. Für das Chaos auf Irlands Straßen ist die französische Erdnuss also auch verantwortlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!