die wahrheit: Im Jahr Des Ochsen

Professor Leggewie, ihren Wagen Bitte!

Kaum war neulich die Weltklimakonferenz in Kopenhagen gescheitert, wussten einige Leute auch schon gleich, dass China daran schuld war. Dazu gehörte der deutsche Umweltminister Röttgen: Nicht um Klimaschutz, erklärte er, sei es der chinesischen Regierung in Kopenhagen gegangen, "sondern um Verhinderung". Chinesen-Fresser Andreas Lorenz setzte noch einen drauf, indem er auf "Spiegel online" behauptete, der in Kopenhagen beschlossene Untergang des Planeten sei in Peking bejubelt worden: "China freut sich über Klima-Fiasko."

Es gab aber auch ein paar Leute, die nach der Konferenz eine Reihe von Vorschlägen machten, wie das schlimme Klima jetzt doch noch in den Griff zu bekommen sei. Zu diesen gehörten die Professoren Claus Leggewie und Dirk Messner, die in der Zeit ein Klimapapier unterbreiteten. "Erforderlich wäre", meinten sie darin, "nicht weniger als eine Art Weltregierung." Diese sollte den Emissionshandel zwischen den reichen Ländern, die viel CO2 in die Atmosphäre bliesen, und den armen Niedrigemissionsländern regeln, und außerdem möglichst dafür sorgen, dass die so genannten Schwellenländer "den von der Industrialisierungsgeschichte vorgezeichneten Pfad verlassen oder gar nicht erst beschreiten". Heißen soll das wohl: Besonders Chinas industrielle Entwicklung sollte erst mal für längere Zeit Pause machen.

Das ist allerdings ziemlich ungerecht. Denn China entlässt zwar inzwischen weltweit das meiste CO2 in die Atmosphäre, doch pro Kopf der Bevölkerung erzeugt man hier immer noch nur ein Viertel so viel von dem Treibhausgas wie die Amerikaner oder halb so viel wie die Deutschen. Außerdem denkt natürlich kein Chinese dran, seinen Traum von einem Dampfbügeleisen, einer eigenen Fritteuse oder einem Auto nur deshalb aufzugeben, weil zwei deutsche Professoren das fordern.

Das mit der Weltregierung ist allerdings eine gute Idee. Nur müssen die richtigen Leute darin sitzen. Ich zum Beispiel! Schließlich sind meine Klimaschutzvorschläge auch viel ausgewogener. So wäre ich dafür, dass alle Europäer, die ja in den letzten vierzig Jahren so ziemlich ununterbrochen mit ihren Autos durch die Gegend geknattert sind, ihre gesamten CO2-Schleudern an die Chinesen abgeben. Die wären dann die nächsten vierzig Jahre mit dem Knattern dran. Danach kämen die Lateinamerikaner an die Reihe, anschließend die Afrikaner, danach die Bangladeshis usw. usf. In Europa könnte man voraussichtlich in zweihundert Jahren wieder Auto fahren, vorausgesetzt, es gibt diesen Planeten dann noch.

Weil es aber schon fünf nach zwölf ist, muss dieser Plan sofort umgesetzt werden. Schicken Sie mir also bitte alle möglichst bald ihre Limousinen, die ich anschließend nach China weiterleiten werde! Ich erlasse dazu in den nächsten Tagen auch das entsprechende Weltregierungsdekret. Darin wird unter anderem die Reihenfolge des Verschickens geregelt. Fest aber steht schon jetzt: Die Autos der Herren Leggewie und Messner werden an der Spitze dieser Liste stehen.

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kari

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