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die wahrheitDer homosexuelle Mann

… hat einen Verbündeten verloren, den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger. Ob er denn je ein Verbündeter war?

Inzwischen werden Zweifel laut und man darf vermuten, dass seine Äußerungen zu Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Homophobie im Fußballsport nicht mehr erwirken sollten als ein positives Image für den Machterhalt.

Die Strategie hat lange Zeit funktioniert: Neben dem Bundesverdienstkreuz erhielt Zwanziger von der deutsch-polnisch-französischen Initiative "Schwules Weimarer Dreieck" den Tolerantia-Preis, wurde ausgezeichnet vom Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie", bekam die "Kompassnadel" vom Schwulen Netzwerk NRW und schließlich den Leo-Baeck-Preis 2009 vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Engagiert und politisch korrekt, couragiert und aller Ehren wert - das ist jetzt vorbei und Zwanziger steht da als einer, der sein Ansehen verloren hat unter falschen Sonntagsreden.

Der Grund für den tiefen Fall ist des Präsidenten komplettes Versagen in der sogenannten Affäre Amerell, dem öffentlichen Streit über angebliche sexuelle Belästigung des jungen Schiedsrichterstars Michael Kempter durch den Schiedsrichter-Funktionär Manfred Amerell. Ohne Wenn und Aber hat sich Zwanziger gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe Kempters gegen seinen einstigen Förderer und Geliebten auf die Seite des 27-Jährigen gestellt und ist damit dem tiefsitzenden Hetero-Klischee gefolgt, dass es nur der alte Schwule sein kann, der dem jungen "Hetero" an die Wäsche geht.

Und bis heute hängen Zwanziger und mit ihm der gesamte DFB an den zugewiesenen Opfer- und Täter-Rollen. Das ist mehr als erstaunlich für einen wie Zwanziger, der so vehement die Öffentlichkeit darauf vorbereiten wollte, dass endlich auch ein schwuler Fußball-Profi nicht mehr mit einer Lüge leben muss. Zwanzigers Krisenmanagement bei zwei schwulen Schiedsrichtern ging aber so gründlich daneben, dass man nur noch hoffen kann, im Laufe seiner verbliebenen Dienstzeit möge kein Fußballer sich outen.

Wie sehr sich Deutschlands oberster Fußballfunktionär verrannt hat im Kampf um seinen Machterhalt, bewies er am vergangenen Freitag: Nach einer Krisensitzung, bei der das versammelte DFB-Präsidium seinem Boss einstimmig das Vertrauen aussprach, stellte sich Zwanziger den Journalisten und lobte noch einmal ausdrücklich den Mut von Michael Kempter. In anderen Bereichen hätten ja viele Betroffene erst Jahrzehnte später die Kraft gefunden, mit ähnlichen Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Mit dem Rücken zur Wand geht Zwanziger also so weit, die unsagbaren Verbrechen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen, die seit Wochen die Öffentlichkeit erschüttern, gleichzusetzen mit den Kapriolen eines mehr oder minder geglückten Sex- und Liebesverhältnisses zwischen zwei erwachsenen Männern. Hie wie da scheint er nur noch böse Homosexuelle am Werk zu sehen, für notwendige Unterscheidungen bleiben Zwanziger weder Platz noch Zeit, weder Geist noch Verstand.

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