die wahrheit: Im Jahr des Tigers: Vögelt den Frauentausch-Professor frei!
Nachdem ich bei einem Kurzbesuch in Deutschland ein paar Menschen für meinen geplanten Auftritt im Pekinger Fernsehen interviewt hatte, ...
... kehrte ich Anfang dieser Woche wieder zurück nach Peking. Hier wollte ich endlich ein altes Vorhaben realisieren und an einer chinesischen Gruppensexparty teilnehmen. Natürlich nicht aus Spaß, sondern um der Welt en detail von den hiesigen Gangbang-Gepflogenheiten zu berichten. Aufklärung muss sein.
Kaum war ich gelandet, musste ich jedoch erfahren, dass es schwer werden würde, meine Absicht umzusetzen. Mein großes Vorbild, der sogenannte Frauentausch-Professor Ma Yaohai, war nämlich gerade zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden: wegen Organisation von und Teilnahme an achtzehn Gruppensexpartys. Dabei kam Paragraf 301 des chinesischen Strafgesetzbuches zur Anwendung, der "Gruppenzügellosigkeit" mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bedroht.
Auch die achtzehn Co-Vögler und -Vöglerinnen des Mannes, der bis eben noch ein ordentlicher Professor an der Nanjing University of Technology gewesen war, hatte man verknackt. Da sich Letztere aber schuldig bekannt hatten, wurden ihre Strafen zur Bewährung ausgesetzt. Nur Professor Ma wollte partout nicht die Ungesetzlichkeit seines Handelns einsehen: "Wie kann ich den sozialen Frieden stören? Was in meinem Haus passiert, ist meine Privatangelegenheit."
Deshalb hat Ma, der sich in Partnertausch-Chats stolz "Tosendes männliches Feuer" nennt, auch bereits gegen das Urteil Berufung eingelegt. Dabei hat er eine Mehrheit der Chinesen auf seiner Seite. In verschiedenen Umfragen haben jedenfalls sechzig bis siebzig Prozent erklärt, dass sie das Urteil gegen Ma ablehnen. Auch Chinas berühmteste Sexualwissenschaftlerin, Professor Li Yinhe von der Akademie für Sozialwissenschaften, fordert, den Paragraf 301, der ein Überbleibsel des alten Hooligan-Paragrafen ist, abzuschaffen und Professor Ma in seinem Berufungsverfahren zu unterstützen.
Und so stehen des Sex-Professors Chancen, in der Berufung freigesprochen zu werden, gar nicht mal so schlecht. Sie wären wohl noch besser, könnten sich die Gruppensexler dieser Welt zur Solidarität mit ihm entschließen. Auf rund ein Prozent schätzt – laut dem Blog chinaobserver.de – der Frauentausch-Professor den Anteil der Chinesen, die sich regelmäßig an Gruppensexpartys beteiligen. Das sind immerhin dreizehn Millionen, was fast der Bevölkerung von Österreich und der Schweiz entspricht.
Auf die gesamte Weltbevölkerung hochgerechnet wären es sogar siebzig Millionen Menschen. Sollten diese alle an einem Stichtag zu einem großen öffentlichen Soli-Vögeln mit Professor Ma zusammenkommen, setzte weltweit ein solches Gestöhne und Gekeuche ein, dass sich dem kein Gericht der Welt entziehen könnte. Auch der chinesische Gruppenzügellosigkeitsparagraf käme sicher so zu Fall. Also hoch die internationale Solidarität: Vögelt alle kollektiv, bis Professor Mas Gefängnismauern brechen!
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