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die wahrheitBerückende Pressemitteilung: es tut doch so weh

Aua, aua, aua. Es tut so weh, diese Pressemitteilung von der Pharmafirma Roche zum "Welt-Osteoporose-Tag 2010" zu lesen: ...

... "Dem Knochenschwund den Rücken kehren". Was meint das, wenn dem Schwund der Rücken gekehrt wird? Kehren die Knochen zurück, wenn der Rücken verschwindet? Oder ist bei der baden-württembergischen Firma Roche nur gerade Kehrtag gewesen? Das ist wahrlich eine berückende Formulierung, deren Erfinder sein Gehirn zeitweise ausgeschaltet haben muss. Anders lässt es sich nicht erklären, wie ein solch schiefes Bild entsteht.

Offenbar hat jemand aus der Presseabteilung versucht, anschaulich zu schreiben, und verzweifelt nach originellen Metaphern gesucht. Wenn man aber schon auf den Katalog der körperlichen Redewendungen zurückgreift, warum dann nicht tatsächlich etwas Knochentrockenes auswählen? Wie zum Beispiel: "Der Knochenschwund steht mit dem Rücken zur Wand" oder "Dem Knochenschwund in den Rücken fallen" oder … Ach, muss man denn immer alles selbst machen? Sollen diese verfluchten Werbefuzzis doch einmal im Leben selbst denken!

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3 Kommentare

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  • HO
    Hans Olbrich

    Das Schwerste beim Schreiben ist das Denken. Deshalb wird es häufig weggelassen.

  • CR
    Carlotta Roche

    Liebe Wahrheit-Redaktion,

     

    bedauerlicherweise ist in unserer Presseabteilung das Statement zum Geld-Osteoporose-Tag verwechselt worden. Sie wissen ja selbst: Ferienzeit, Praktikantenzeit. Gegenstand der Verwechslung war das Konzept zu einem Weihnachts-Preisausschreiben mit einem um die Ecke zu denkenden Rätsel.

    .

    »Dem Knochenschwund den Rücken kehren«, das war der Megahint zu dem gesuchten Dichter Friedrich Rückert. Dieser hatte ja bekanntlich in einer pathologischen Trauerreaktion 34000 Kindertotenlieder verfasst, nachdem ihm der Knochenmann (Knochen) ein Kind nach dem anderen weggeholt hatte (Schwund). Nach dem vierten Kind hatte der Tod keine Lust mehr und verschwand (Knochenschwund).

     

    Auch in der Vertonung Gustav Mahlers heißt es: »Oft denk ich, sie sind nur ausgegangen, bald werden sie wie-hie-der nach Ha-ha-haus gelangen« (Rück-Kehr zu Rückert).

     

    Wir bedauern die Verwechslung, fragen uns aber gleichzeitig auch, ob Sie nichts Besseres zu tun haben. Noch mehr Aua, um im Rahmen Ihres Wortschatzes zu bleiben, finden wir die Sentenz »Multikulti ist absolut gescheitert.« Als ob es auch »ein bisschen gescheitert« gäbe. Starten Sie doch mal eine Kampagne »Deutschpflicht für BundeskanzlerInnen«.

     

    Herzliche Grüße aus dem Urlaub in Rückjavik,

     

    Ihre Carlotta Roche ppa.

  • M
    Mathias

    Wie waere es mit Knochenschwund hat Gold im Mund?