die wahrheit: Berlusconis Fleischbeschau
Affären: Skandalöse Erlebnisse der Zeichner Greser&Lenz in Italien
Dem skandalumwitterten italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi droht neues Ungemach: Nachdem mehrere Minderjährige von dubiosen Pfänderspielen berichtet haben, kommen inzwischen auch die ersten Einzelheiten einer Affäre von internationalem Ausmaß ans Licht. Wie aus dem folgenden Gespräch ersichtlich wird, ist das bekannte Zeichnerduo Greser&Lenz maßgeblich an der Aufhellung der Hintergründe beteiligt.
taz: Herr Greser, Herr Lenz, Sie haben vor Kurzem in Italien Urlaub gemacht und sind dabei dem Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi begegnet …
Heribert Lenz: Begegnet ist gut!
Achim Greser: Gekidnappt worden sind wir!
Laut Presseberichten soll es sich ursprünglich um eine reine Lustreise gehandelt haben.
Greser: Bildungsreise wäre korrekter.
Lenz: Oja. Wir wollten vor allem Architekturstudien treiben und … öh … so Dings, so Museen besuchen in Florenz und Rom und so weiter.
Aber dann hat es Sie auf ein bizarres römisches Kostümfest verschlagen.
Greser: Das ist ein kleine private Feier gewesen, zu der wir aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, in Damenbadeanzügen erschienen sind …
Lenz: Und plötzlich hieß es: Razzia! Hausdurchsuchung! Haftbefehle! Aber statt ins Gefängnis hat man uns in diese entlegene Villa verfrachtet …
… die Berlusconi gehören soll.
Lenz: Jedenfalls hat er dort höchstpersönlich residiert, und wir sind ihm vorgeführt worden wie zwei Hascherl, die er begutachtet, um herauszufinden, ob sie sich für seinen Harem eignen.
Greser: Ich muss sagen, es war beschämend. Ich hatte mich niemals zuvor in meinem Leben so gedemütigt gefühlt.
Lenz: Der hat uns förmlich ausgezogen mit seinen Blicken!
Greser: Und dann sollten wir ihm was vortanzen. Das hat uns ein Dolmetscher zu verstehen gegeben.
Lenz: Mich hat der Berlusconi dauernd in die Waden kneifen wollen und mir zur Belohnung einen Sitz im Abgeordnetenhaus versprochen.
Greser: Und mir das Agrarministerium.
Hat er Sie beide denn wahrhaftig für junge Damen mit politischen Ambitionen gehalten?
Lenz: So betrunken, wie der war, hat er uns wahrscheinlich sogar für vier junge Damen gehalten.
Greser: Wenn nicht für sechzehn!
Und wie sind Sie aus der Nummer wieder rausgekommen?
Greser: Die Polizei konnten wir schlecht rufen, denn der hatten wir den ganzen Schlamassel ja zu verdanken.
Lenz: Wir haben halt gesagt: "Sehen Sie, sehr geehrter Herr Berlusconi, an uns würden Sie auf die Dauer keine rechte Freude haben, weil, wir sind keine leichten Mädchen, wir sind anders erzogen worden, sorry, aber wir bringen das irgendwie nicht."
Greser: Und da ist er ausgerastet und hat rumgebrüllt und mit einer Pistole in die Decke geschossen. Na, ich hab gedacht, mein letztes Stündlein hätt geschlagen!
Lenz: Und danach hat er gelacht, so halb irre, und uns außer dem Agrarministerium und dem Sitz im Abgeordnetenhaus auch noch alle möglichen Aufsichtsratsposten, Anteile an Spielkasinos, mehrere Sitze im Europäischen Parlament, eine Kreuzfahrt durch die Ägäis und pro Person eine Brustvergrößerungsoperation zugesagt, für den Fall, dass wir ein bisschen nett zu ihm wären.
Greser: Unter anderen Umständen hätten wir vielleicht sogar mit uns reden lassen, aber wenn sich jemand derartig despotisch aufführt, so à la Nero oder Mussolini, ja, da geht bei uns - und ich glaube, jetzt auch im Namen meines Kollegen Heribert Lenz sprechen zu dürfen -, also da läuft bei uns erotisch überhaupt nichts mehr. Da machen wir dicht.
Lenz: Wir stehen eben nicht auf Gewalt.
Greser: Genau. Ich meine, wenns drauf ankommt, sind auch wir natürlich harte Kerle, aber in die Decke schießen? Diese Spielart der mediterranen Verführungskunst ist einfach nicht unser Ding.
Lenz: Erschwerend ist noch der Umstand hinzugekommen, dass Silvio Berlusconis Äußeres unserer Vorstellung von einer Traumfrau nicht entspricht.
Greser: Du sagst es.
Ja, und dann?
Lenz: Der Berlusconi ist in Tränen ausgebrochen und hinausgestürmt, und wir haben uns vertraglich dazu verpflichtet, niemals über unser Erlebnis zu sprechen. Bei Zuwiderhandlung müssten wir bis an unser Lebensende als Eunuchen in einer von Berlusconis afrikanischen Dependancen dienen.
Greser: Und deshalb schweigen wir.
Lenz: Und zwar eisern.
Greser: Wie ein Doppelgrab.
Lenz: Bis dass der Tod uns scheide.
Soll das heißen, dass Sie unseren Lesern tatsächlich nichts über Ihre spektakuläre Begegnung mit Berlusconi erzählen wollen?
Lenz: Begegnung ist gut!
Greser: Es steht zu viel auf dem Spiel. Von uns wird niemals irgendwer irgendwas erfahren. Unsere Lippen sind versiegelt. Und dort ist die Tür.
Vielen Dank für diese klare Ansage.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Fußball-WM 2034
FIFA für Saudi-Arabien
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen