die wahrheit: Spuk in Bangor
Esoterik: Im Wohnort von Stephen King beklagen sich die Nachbarn des Schriftstellers über sehr merkwürdige Erscheinungen in Straßen, Gärten, Badezimmern und selbst im Luftraum.
Man hat sich an vieles gewöhnt in Bangor, Maine, USA, seit der Schriftsteller Stephen King dort seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat und mit literarischen Mitteln alles Unheil heraufbeschwört, welches die höllischen Mächte zu bieten vermögen. "Nehmen Sie allein das Waschbecken im Badezimmer", sagt Beverley Walker (63), eine Nachbarin der Kings. "Wir wundern uns schon gar nicht mehr, wenn aus dem Abfluss irgendwelche krächzenden Stimmen kommen - Todesröcheln, Hilfeschreie und so weiter. Einmal hat sich auch ein vierzehn Meter langer Menschenfinger aus dem Abflussrohr geringelt, bis ins Wohnzimmer hinein. Ich muss schon sagen! Das ist uns dann doch zu viel geworden, so beim Fernsehen abends, und da hat mein Mann die Geflügelschere geholt und das dumme Ding abgezwackt und es den Hunden zu fressen gegeben. Aber sonst können wir nicht klagen …"
Lange Zeit ist auch die Stadtverwaltung relativ gelassen mit den Problemen umgegangen, die sich aus Kings Beschwörungsformeln ergeben. Die Tatsache, dass sich auf den verschiedenen Friedhöfen der Gemeinde bisweilen die Gräber öffnen und am hellen Tage diverse untote Wiedergänger durch die Straßen defilieren, mag sogar etwas zur Belebung des Fremdenverkehrs durch Schaulustige beigetragen haben. Doch inzwischen geht den Einwohnern manches über die Hutschnur.
In der Resolution einer Bürgerinitiative heißt es: "Wir haben gelernt, mit psychokinetisch ausgelösten Feuersbrünsten zu leben. Wir haben uns damit abgefunden, dass der öffentliche Nahverkehr durch Risse im Raum-Zeit-Kontinuum behindert wird. Wir haben ein Auge zugedrückt, als mehrere unserer Mitbürger von einer Hydra in einer flammenden Kutsche himmelwärts entführt worden sind. Werwölfe, Vampire, Spukhäuser, Gespenster - alles schön und gut. Aber wir sind nicht gewillt, die jüngste Entwicklung widerspruchslos hinzunehmen!"
Der Protest richtet sich gegen drei Wesen, die King auf seinem Grundstück ausgegraben haben soll. Dem Vernehmen nach handelt sich um eine Medusa, einen Zyklopen und einen Lindwurm, und sie sollen, wie man sich erzählt, nur selten etwas Gutes im Schilde führen, wenn sie zu einem Zug durch die Gemeinde aufbrechen.
Und als wäre das nicht genug, hat sich zu diesen lästigen Erscheinungen vor einigen Tagen auch noch ein unbekanntes Flugobjekt gesellt. Es steht seither still in der Luft und bedeckt den Himmel über dem gesamten Bundesstaat Maine im äußersten Nordosten der USA. Dem Beschuss durch die U.S. Air Force hat es bislang ebenso standgehalten wie dem Versuch, das Besatzungspersonal durch die Beschallung mit Predigten von Billy Graham zu zermürben.
Gewiss, es wäre voreilig, auch in diesem Fall die Schuld sogleich bei Stephen King zu suchen. Doch auffälligerweise steht das Ufo über eine Art Laserstrahl mit einer Regenröhre an Kings Hausfassade in Verbindung, und es hat sich eine ebenso unsichtbare wie undurchdringliche Kuppel um das Anwesen geschlossen, sodass hier vorläufig keine irdische Macht eingreifen kann.
Nach einem Bericht des Fernsehsenders CNN soll es einem Amateurfunker immerhin gelungen sein, akustischen Kontakt zur Frau des Schriftstellers aufzunehmen. Aus dem Protokoll: "Mrs. King?" -
"Hier bei der Arbeit!" - "Sagen Sie uns - ist Ihr Mann für dieses Schlamassel verantwortlich?" - "Welches Schlamassel?" - "Na, sehen Sie doch mal aus dem Fenster!" - "Aus dem Fenster? Na gut … ach, Sie meinen, dass mein Mann mal wieder Rasen mähen sollte? Da muss ich sie leider enttäuschen - er ist vorgestern von einer Psychopathin gekidnapt worden, die alle seine Bücher gelesen hat! Versuchen Sies ein andermal!"
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