die wahrheit: Irlands Rache für Cromwell

Das Landleben in Irland sei friedlich, hatte ich geglaubt. Welch Irrtum. Wenn man Jimmy zum Nachbarn hat, kann man genauso gut nach Bagdad ziehen...

... Jimmy wohnt neben der Kirche in Fanore, einem Dorf an der irischen Westküste. Der Pfarrer wunderte sich jahrelang über die hohen Stromrechnungen, bis er eines Tages beim Rasenmähen ein Stromkabel durchtrennte. Als er dem Kabel nachging, stellte er fest, das es von der Kirche geradewegs zu Jimmys Haus führte. Das erklärte, warum bei Jimmy stets Festbeleuchtung brannte, obwohl ihm die Elektrizitätsgesellschaft längst den Strom abgestellt hatte, weil er Rechnungen aus Prinzip nicht bezahlte.

Als Wasseruhren eingeführt wurden, wunderte sich der Pfarrer erneut über die hohen Rechnungen. Das Wasser hätte ausgereicht, um ganz Irland zu taufen. Irgendwo musste ein Leck sein, vermutete der Pfarrer. Er ließ die Erde aufbuddeln, wo die neue Wasserleitung angeblich verlief. Der halbe Kirchhof war umgegraben, als man auf die alte Leitung stieß, und siehe da: Klempner Christy hatte einfach die alte Leitung benutzt, aber der Kirche eine neue Leitung in Rechnung gestellt. Die Sache wäre nie aufgeflogen, wenn es an der alten Leitung nicht diesen Abzweig zu Jimmys Haus gegeben hätte.

Da Jimmy nun kein Wasser hatte, funktionierte auch seine Waschmaschine nicht mehr. Dennoch war er stets sauber gekleidet. Den Grund dafür fand der Besitzer der Jugendherberge heraus. Dessen Waschmaschine steht im Schuppen neben der Herberge. Als er eines Tages nach Hause kam, lief die Maschine auf vollen Touren. Jimmy hatte es sich daneben gemütlich gemacht und wartete, dass der Schleudergang beendet war.

Als neulich bei Finian nachts der frisch gefüllte Öltank geleert worden war, fiel der Verdacht natürlich sofort auf Jimmy. Der aber hatte ein Alibi: Er hatte keine Möglichkeit, tausend Liter Öl zu transportieren. Sein Auto war vor zwei Jahren auf dem Berg liegen geblieben und rostet dort seitdem vor sich hin - auf dem Rücksitz ein 20-Liter-Kanister mit Benzin, das Jimmy irgendwo abgezapft hatte. Da der Tank seines Autos leckte, hatte er den Kanister durch einen Schlauch mit dem Motor verbunden. Dass der Wagen nicht in die Luft geflogen ist, grenzt an ein Wunder.

Sein Traktor hatte sich vorigen Monat auf der Düne überschlagen. Jimmy war auf dem Weg, um ein paar Wohnwagen zu zertrümmern, weil er mit dem Campingplatzbesitzer im Streit lag, hatte aber die Düne unterschätzt. Seitdem ist er Fußgänger, was seinen Unheilsaktionsradius zur Freude der weiter entfernten Dorfbewohner einschränkt. Dem Pfarrer nützt das freilich nichts. Jimmy hat ihm vor drei Wochen das Seil der Kirchenglocke abgeschnitten, weil ihm das Gebimmel auf die Nerven ging.

Seine Familie kümmert sich rührend um Jimmy. Wenn er es mal wieder zu bunt getrieben hat und die Polizei vor der Tür steht, schicken ihn seine Angehörigen für ein paar Monate zu anderen Verwandten nach England, wo er eine Spur der Verwüstung nach sich zieht. Jimmy ist Irlands Rache für Cromwell.

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kari

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