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die wahrheitDie glücklichste Vereinigung in der Geschichte des Frühstücks

Wenn es um die Bewahrung von Traditionen geht, ist der Engländer hellwach. Anfang des Jahres erschütterte eine Hiobsbotschaft die Insel: Der Verkauf von Orangenmarmelade ...

... ist 2010 um 800.000 Liter zurückgegangen - das sind 2,5 Millionen Gläser. Immerhin wurden aber noch 29,6 Millionen Liter des nationalen Brotaufstrichs verspeist, doch bei den Marmeladenliebhabern schrillten die Alarmglocken. Gleichzeitig stieg nämlich der Verbrauch neumodischer ausländischer Schmiermittel wie Erdnussbutter und Schokoladencreme. Die Marmeladenfans wischten sich die Tränen mit Toastbrot aus dem Gesicht.

Wenn der Engländer "marmalade" sagt, meint er Konfitüre aus Orangen oder anderen Zitrusfrüchten. Und die gehört nun mal zu einem anständigen Frühstück. Konfitüre aus anderen Früchten, die als "jam" abgetan wird, ist keine Alternative. Orangenmarmelade auf Toast sei "eine der glücklichsten Vereinigungen in der Geschichte des Frühstücks", meint die Nahrungsexpertin Rose Prince.

Angesichts der Marmeladenmalaise malten manche bereits das Ende der englischen Zivilisation an die Wand. Doch dann schritt der Daily Telegraph ein, der wegen seiner Nähe zur Regierungspartei auch "Torygraph" genannt wird. Das Blatt forderte die Leserschaft auf, die Marmelade zu retten, und die Nation begann umgehend, Apfelsinen einzukochen. Eine Supermarktkette meldete, dass der Verkauf von Orangen und Pektin nach dem Aufruf um 30 Prozent gestiegen sei. Beim Marmeladenfestival in Cumbria reichten vorigen Monat mehr als tausend Menschen ihre selbstgemachte Marmelade ein - ein Viertel mehr als 2010. Keiner dieser Leute verreist jemals, so ergab eine Umfrage, denn in Hotels und Pensionen werden einem demütigende Plastiktöpfchen mit "Jam" zum Frühstück serviert.

Das Orangenmarmeladenrevival hat Forscher zum Tüfteln animiert. Christopher Smith vom Lebensmittelzentrum in Manchester stellte neulich das perfekte Frühstücksbrot vor: Man müsse eine Scheibe Weißbrot für eine Minute bei 220 Grad toasten und sie dann zehn Minuten lang in einem gut belüfteten Raum abkühlen lassen. Sodann werden 7,1 Gramm leicht gesalzene Butter und 11,2 Gramm Marmelade mit 1,5 bis 4 Millimeter dicken Schalenstückchen gleichmäßig aufgetragen. "Das anfängliche Knuspern des widerstandsfähigen kalten Toasts bietet den größten Kontrast zu der samtenen, nachgiebigen Marmelade, wenn die temperamentvollen Orangenaromen am Gaumen explodieren und Endorphine im Gehirn freisetzen", findet Smith.

Die Rockgruppe The Marmalade hatte sich schon in den sechziger Jahren den englischsten aller Brotaufstriche zunutze gemacht: Die Marmeladenmusiker traten in orangefarbenen Anzügen auf, und ihre Cover-Version des Beatles-Songs "Ob-La-Di, Ob-La-Da" kletterte 1969 prompt auf Platz 1 in den Charts. Allerdings hatten The Marathons ebenfalls einen Hit mit ihrem Song "Peanut Butter". Multikulturelle Engländer schmieren sich seitdem Marmelade mit Erdnussbutter aufs Brot.

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