die wahrheit: Schöner Terrorwohnen
Darüber, wie Terrorfürst Bin Laden wohnte, gehen die Expertenmeinungen doch erheblich auseinander. Die "Tagesschau" sprach von einer "Villa", ...
... der Stern gar von einer "komfortablen Villa" und "Spiegel online" von einem "großzügigen Anwesen" mit "wunderschöner Aussicht". Von dort konnte er "seinen Blick über grüne Berge schweifen lassen". Allerdings störte der Hausherr den schönen Ausblick selbst durch die Rauchwolken der eigenen Müllverbrennung im Garten. Warum das keine örtliche Behörde auf den Plan rief, ist eine der Fragen, die Pakistan noch zu beantworten hat.
Die Ruhe der ländlichen Idylle wird nur bisweilen vom Übungsplatz der angrenzenden Kaserne gestört, "wo ab und zu ein paar Schüsse knallen" ("Spiegel online"). Ein zufälliger Besucher jedoch, der sich zu Fuß dem Anwesen nähert, wird nicht gerade von seinem Anblick verzaubert. Das Äußere des dreistöckigen Betonkubus ist eher der "Art Brut" verpflichtet, gelblich-weißer Putz und schmucklose Fronten korrespondieren mit rostigem Stacheldraht auf den das Haus umgebenden Betonmauern. Geschickt wird auf ästhetische Abschreckung gesetzt: Die Vorderfront zur Lehmpiste bleckt dem Besucher nur drei größere und vier kleinere Fenstern entgegen und erinnert optisch an ein unvollständiges Gebiss. Große Fensterfronten gibt es lediglich auf der Rückfront nach Norden, doch hat der lichtscheue Hausherr Ein- und Aussicht auf dem schönsten Balkon durch einen Betonsichtschutz mutwillig verschandelt. Blumenschmuck und Pflanzen: Fehlanzeige, lediglich hinter einer weiteren Betonmauer sind einige weg gesperrte Bäume und Büsche zu erkennen.
In dem Betonkasten ohne Klimaanlage sollten nach ersten Angaben über 30 Personen gewohnt haben, später wurde das auf "vier Männer, drei Frauen und neun Kinder" (Stern) herunterkorrigiert. Die AZ aus München fabulierte von 16 Menschen, die nach dem US-Truppenbesuch zurückblieben, darunter auch "zwei Frauen und sechs Kinder". Zuzüglich der vier Männer, die den Überraschungsbesuch nicht überlebten, wohnten also zwischen 16 und 20 Menschen auf der "Burg des Terrorfürsten" ("Spiegel online") in klaustrophobisch engen Räumen wie die Fotos aus dem Inneren belegen. Außerdem zeigen die Bilder der ungebetenen Gäste, dass vor Ort eine Einrichtungsberatung dringend notwendig gewesen wäre: Billige Holzschränke und Plastikfalttüren, Schaumstoffmatten und blauweiß gemusterte Bettwäsche vom Grabbeltisch verraten uns, dass man hier nicht auf ungeladenen Besuch eingerichtet war. Ein tragbarer Fernseher enttäuscht die Erwartungen von einem Medienzentrum des Terrors. Ein geschnitztes Bett überrascht jedoch. Sollte der Fürst der Finsternis während seines fünfjährigen Aufenthalts selbst zum Schnitzmesser gegriffen haben?
Doch selbst das kann über den Gesamteindruck nicht hinwegtäuschen: Das ist keine Traumvilla. "Das ist das Haus eines Mannes, der Geld, aber keinen Geschmack hat", so die einhellige Meinung der Nachbarn.
Das Haus kostete gewiss keine Million Euro, ätzt "Spiegel online" und "es müsste dringend mal gestrichen werden" moniert ein Nachbar. Dazu wäre ja jetzt eine günstige Gelegenheit.
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