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die wahrheitDer homosexuelle Mann ...

Kolumne
von Elmar Kraushaar

… wartet auf 2012, das neue Jahr bringt neue Männer - zumindest an der Wand. Der Verkauf großformatiger Kalender mit den Abbildungen nackter Männer ...

sind der Umsatzbringer im Vorweihnachtsgeschäft. Dabei haben die traditionellen Pin-up-Kollektionen mit dicken Muskeln und fetten Schwänzen beinahe ausgedient, ihnen den Rang abgelaufen hat eine neue, eine kokette Schamhaftigkeit.

Die aktuellen Poster-Stars drehen und wenden sich vor der Kamera, zeigen Schenkel, Po und Sixpack, das Allerheiligste aber bleibt dem Betrachterblick entzogen. Denn die Models der Neuzeit sind in der Regel keine Profis und haben höchst ehrenwerte Absichten mit ihrem Strip.

Virile Feuerwehrmänner sind dabei, gerne auch "Firefighters" genannt oder "Feurige Jungs", leckere Bergbauernburschen aus den Alpen, frische Stallburschen vom Land, verwegene Skilehrer von der Piste - allesamt zeigen sich im Dienst einer guten Sache, sammeln Geld für ihre Region oder ihre Berufsgruppe, oder welche Vorwände sich sonst noch so anbieten, um ihre Haut zu Markte zu tragen.

Außenseiter in diesem nackten Berufspanoptikum sind die italienischen Jungpriester des "Calendario Romano", sie bleiben angezogen, diskret mit weißem Kragen und schwarzer Soutane, und betören lediglich durch schöne Augen und einen klaren Blick voller Bescheidenheit und Zuversicht. Der Kalender erscheint bereits im neunten Jahr, ist ein regelrechter Verkaufshit und hat inzwischen einen festen Stammplatz im Repertoire schwuler Gelüste.

Der unangefochtene Spitzenreiter aber für den schwulen Wandbehang kommt aus Frankreich, es sind die "Götter des Stadions", international bekannt als "Dieux du Stade". Sie alle sind Profis, nicht im Posen, aber im Rugby-Spiel, eine Sportart, die sich im Nachbarland großer Popularität erfreut. Zum ersten Mal gingen die muskulösen und gut gebauten Sportler 2001 vor die Kamera, angeblich sollte damit für den Kampf ums lederne Ei auch das weibliche Publikum gewonnen werden. Vielleicht hat das geklappt, bei den Schwulen aber zündete die Idee auf jeden Fall, alljährlich kaufen sie wie verrückt die neueste Ausgabe des Kalenders und laden sich dazu die diversen Making-of-Filme aus dem Internet runter.

Die Kalendermacher haben das Geschäft längst erkannt und vermarkten das nackte Ereignis inzwischen weltweit auch mit Filmen und Fotobüchern. Doch wie ihre Modelkollegen aus den anderen Berufsgruppen halten die Rugby-Spieler ihre Schwänze bedeckt - der inszenierte Charme von natürlicher Nacktheit und uneindeutiger Erotik soll auch hier gewahrt bleiben.

Diese Spielereien haben Tony und Leo nicht mehr nötig, sie sind zwei von zwölf Männern aus Framingham in Massachussetts, alle zwischen 64 und 87 Jahre alt. Auch sie zeigen sich (fast) nackt in einem Kalender fürs kommende Jahr, und auch sie wollen damit Geld verdienen - für den Erhalt ihrer Kirche. Ihre Nacktheit aber ist bar jeder Lüsternheit, auch wenn die Seniorenstripper im dazugehörigen Video unisono betonen, sie seien alle ganz "hot".

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6 Kommentare

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  • BW
    B. Wondraschek

    Liebe Hetero-Kollegen,

    ich bin völlig einer Meinung mit allen, die auf einer Satireseite nur wirklich relevante und blitzsaubere Themen erwarten, zum Beispiel eine Hommage an die tollen Titten von (ich komme jetzt nicht gleich auf den Namen)oder eine Abhandlung über den Wert einer stabilen Grammatik in Zeiten instabiler Währungen.

    Und natürlich stolpern wir keineswegs über Grammatik-Fehler und denken wir keineswegs an Schmutz, nur weil homosexuelle Fantasien auch nur ansatzweise bedient werden.

  • E
    eilbekermicha

    Was mich nicht interessiert, gehört nicht in diese Zeitung - oder? Die Leserschaft ist vielfältig!

    Es ist legitim, nur einen Teil der Artikel zu lesen - doch Schubladendenken ist es auch.

  • HJ
    Hans J. Tilly

    von Peter: "auch Sie machen Rechtschreibfehler"

     

    Genau, und zwar mit einiger Absicht, damit nämlich Leute wie Sie, die sonst in der Sache nichts zu sagen haben auch einen Grund finden sich hier an der Diskussion zu beteiligen... :-)

     

    Übrigens habe ich Rechtschreibfehler als solche garnicht kritisiert (sog. Flüchtigkeitsfehler), sondern herbe Grammatikfehler, die mir wesentlich gravierender zu sein scheinen.

  • P
    Peter

    Lieber Herr Tilly, auch Sie machen Rechtschreibfehler.

  • HJ
    Hans J. Tilly

    Ich vermisse ernshaft eine alternative Möglichkeit zu den "Gefällt mir" 'Buttons' - die hätt ich gern für diesen 'Artikel' genutzt...

     

    Keine oder nur ungenügende Kenntnis der Deutschen Sprache und Grammatik, eine ekelhafte Wortwahl, der TAZ eigentlich doch nicht entsprechend oder?

    Zudem ein inhaltlich eher dürftiges Geschwafel über ein doch eigentliche völlig irrelevantes Thema - auch dies dem gesellschaftspolitischen Anspruch der TAZ, aber auf jeden Fall MEINEM wirklich NICHT genügend.

     

    Schade für die vergeudete Energie - im Netz.

  • Q
    qwertz

    Die taz wird wirklich immer mehr und mehr zu einem "Drecksblatt" (sry).

     

    Klischeebedienung³