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die wahrheitBundeswurst Wulff

Kolumne
von Michael Sailer

Schwabinger Krawall: Dass der Hubsi die Türklingel nicht gehört hat, war kein Wunder, weil der Fernseher und die zwei Radios so laut aufgedreht waren...

D ass der Hubsi die Türklingel nicht gehört hat, war kein Wunder, weil der Fernseher und die zwei Radios so laut aufgedreht waren. Zum Glück war die Wohnungstür angelehnt, also ist der Jackie rein und hat den Hubsi gefragt, was jetzt los sei mit der Biergartenpremiere und dass es er selber gewesen sei, der gesagt habe, er werde alle Rekorde brechen und als erster Mensch der Welt am 4. Januar sechs Maß im Freien konsumieren.

Das sei alles hinfällig, hat der Hubsi gesagt, weil das mit dieser Bundeswurst Wulff eine sagenhafte Geschichte sei. Nämlich handle es sich bei dessen Gattin um keine andere als die Tattoo-Betty, die ihrerseits einen Rekord aufgestellt habe, indem sie sage und schreibe fünfmal mit dem Ferrari-Schorsch verlobt gewesen sei, und zwar in einem einzigen Fasching, wovon der Jackie freilich nichts wissen könne, weil er damals im Krankenhaus gewesen sei, nachdem ihm diese Dachauer Fitnessgranate beim Armdrücken in der Sieben das Schlüsselbein gebrochen habe. An so einer pfundigen Story müsse man dranbleiben, deswegen habe er um halb vier eine Telefonschalte mit tz und Bild-Zeitung, und später rufe dieser Hansel von der Maischberger an, und der Jackie könne ihm höchstens schnell ein, zwei Bier vom Renato holen, aber ja nichts ausplaudern.

Beim Renato hat der Jackie den dicken Kerl von dem Eventmagazin und den Ferrari-Schorsch getroffen, einen Schnitt sowie zehn Bier zum Mitnehmen bestellt und gesagt, dass er gleich weitermüsse, weil er eine sagenhafte Geschichte am Laufen habe, über die er noch nichts verlauten lassen dürfe. Wie er nach dem vierten Schnitt wieder aufgebrochen ist, sind der Ferrari-Schorsch und der dicke Kerl gleich mitgegangen, und der Totenkopf-Willi, der Qualminger-Schorsch, der Plapper-Paul, der Absacker-Fredi, der Taxi-Tommy, der Asbach-Günther und drei Hasen aus Hannover, die der Jackie nicht gekannt hat. Der Hubsi hat geschaut wie ein Omnibus, aber der Jackie hat gesagt, dass ihm alle absolutes Stillschweigen zugesichert hätten, und er solle zwei Bier für den Nasen-Helli aufheben, weil der schnell heim sei, den Schuldschein für die zehn Gramm suchen, die er damals dem Ex von der Tattoo-Betty verdealt habe, diesem Staatssekretär oder Generaldirektor aus Braunschweig, der dann behauptet habe, Milchpulver kriege er in der Landtagskantine billiger.

Dann haben sie noch mal Bier geholt und gewartet, aber es hat niemand angerufen. Dass der Jackie schließlich selbst bei Bayern 3 angerufen und gesagt hat, er wolle sofort den Bundespräsidenten sprechen, weil Koksschulden Ehrenschulden seien und er die Tattoo-Betty seit damals mit dem Schlüsselbein kenne und sie ihm zur Verlobung versprochen habe, mit ihm am 4. Januar sechs Maß im Freien zu pressen, und zwar nackt - das alles war ziemlich egal, weil in dem Moment die Polizei eingetroffen ist und den Hubsi wegen grobem Unfug und mutmaßlicher Verunglimpfung staatlicher Organe festnehmen wollte. Aber immerhin war der Jackie das erste Mal in seinem Leben im Radio, und zwar live.

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