die wahrheit: Der Lärmmüller
Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Peter "Ramses" Ramsauer.
Stille Wasser sind leise. Peter Ramsauer hingegen badet in Lärm, auch wenn man es ihm nicht an der Nasenspitze abliest. Seit der mit einem schönen Prädikatsexamen dekorierte Diplombetriebswirt, mit einem feschen Akademikerhut ausstaffierte Doktor der Staatswissenschaften und mit einem schicken Meisterbrief geschmückte Müller aus Traunwalchen bei Traunreut in Traunstein gegen alle Naturgesetze zum Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aufgemöbelt wurde, wummert in seinem Vorzimmer von früh bis spät ein Presslufthammer, spielt in seinem Büro ein Tonband Tag und Nacht Start- und Landegeräusche von Großraumflugzeugen ab, erbrummt zu jeder vollen Stunde in seinem Ministerium das saftige Schiffshorn eines Riesencontainerfrachters im äußersten Bass, dass die Wände erbleichen.
Von Lärmschutz hat Ramsauer noch nie etwas gehört - wie auch! Da mögen die Anwohner des neuen, heranwachsenden Berliner Flughafens ein Nachtflugverbot wünschen wollen, er dreht ihren Ohren eine lange Nase und zeigt, dass es auch ohne Verbote und bürokratische Schikanen geht.
Als ungelernter Bau- und Verkehrsminister, der sein Politikerleben lang mit Mittelstandskram, Heimattrödel, Arbeits- und Sozialquack, Parteienzank und Wirtschaftskrempel posierte, muss Ramsauer seine Kompetenz an die dicke Glocke hängen. Was die wenigsten wissen: Er ist gelernter Bau- und Verkehrsminister! Als der kleine Dr. Ramsauer noch im Sandkasten lebte und Burgen bastelte, als der Diplombetriebswirt noch im Kinderzimmer aus puren Legosteinen Häuser hochfrickelte, da konnte man bereits ahnen, dass der Bundesminister auf dem Gymnasium tatsächlich den Spitznamen "Ramses" ernten wird und der CSU-Politiker, der schon immer Lokführer werden wollte, zum Herrn über Leben und Tod aller Verkehrswege, Baumaßnahmen und Städte aufsteigen würde!
Bundesminister Dr. Peter Diplom-Müller Ramsauer geht denn auch vollständig in seinem natürlichen Beruf auf. Sein Kalender läuft von Terminen über. Ob einen neuen Fluss einweihen, das Band zu einer neugeborenen Straße zerstückeln, einen unterirdischen Bahnhof heiligsprechen oder den ersten Spaten zur Rodung Frankfurts in die Erde stechen, um Platz zu schaffen für ein fettes Luftfrachtverkehrsdrehkreuz, das die Flüge zwischen Karatschi und Lissabon um 15 Minuten verkürzen wird: Zu Lande, zu Wasser und zur Luft hat Peter Ramsauer zu tun und findet kaum noch Zeit für sein drittes Bein als Konzertpianist. Noch als werdender Müller hatte er davon geträumt, das Klavierspiel neu zu erfinden. Das ist ihm gelungen, und am Konservatorium sah er ein, dass andere weit schnellere Finger und Ohren besaßen. Heute begnügt er sich daher mit einer selbstgebackenen CD, auf der er Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 halbwegs naturgetreu nachahmt.
In seinem Wahlkreis Traunstein-Berchtesgaden reicht der Ruhm des Multitalents von Berchtesgaden bis Traunstein. Niemand kann sich an ihm sattsehen, weil Peter "Beau" Ramsauer von allen Hauswänden blickt, von allen Litfaßsäulen lächelt und auf jedem Fresko in den Dorfkirchen prangt, weshalb mancher Bauer morgens beim Rasieren stutzt, wenn er sich selbst im Spiegel erblickt. Und weil Peter Ramsauer kein Verkopfter ist, sondern ein Mann aus dem Volke mit vier Händen am rechten Fleck, laufen bereits Sagen um, die die braven Leute mit eigenen Augen gesehen haben wollen: Wo immer ein Straßenzug verbeult ist, wo ein Fluss repariert werden muss, eine Ortsumgehung abgebrannt oder ein Schienenweg erkrankt ist, da, erzählt man sich, komme Peter "Traffic Repair Man" Ramsauer mit seiner prallen Werkzeugtasche angeflogen und mache im Nu heile, was kaputt ist!
Superpeter Ramsauer: Dass er auch ein Patent als Binnenschiffer besitzt, davon macht der Bau- und Verkehrsminister bekanntlich nicht viel Aufhebens. Er ist nämlich sehr stolz darauf, bescheiden geblieben zu sein! Oder soll er vielleicht die Lizenz als Baggerführer oder den Titel eines Schachgroßmeisters wie eine Monstranz vor sich hertragen? Nein, statt seine Zeit für eitle Selbstreklame zu verpulvern, nutzt der Familienvater, der privat eine Frau und vier Töchter verwaltet, lieber die wenigen freien Stunden, um dem Herrgott für seine schönen Talente zu danken und seinen Hobbys als Feldarzt und Smutje zu frönen. Und wenn dann noch Freizeit übrig bleibt, versetzt er eigenhändig tonnenschwere Denkmale wie das Marx-Engels-Monument in Berlin, das demnächst in seinem Vorgarten eine neue Heimstatt finden wird, wo bereits mehrere Lenin-, Stalin- und Maostatuen aufgereiht stehen.
Sankt Peter Ramsauer: Er liebt die Berge und wandert gern mit vollen Schuhen in der Natur herum. Nichtsdestoweniger ist es des Bau- und Verkehrsministers Amt, der Wirtschaft den Globus mundgerecht zuzubereiten. Die bessere Anbindung der deutschen Hafenstädte an ihr zentralasiatisches Hinterland, die Planierung der Alpen im Interesse des europäischen Warentransitverkehrs usw. usf.
Es mag den alten Adam schmerzen, doch Peter Ramsauer ist, wie jeder weiß, auch studierter Freudianer, dessen bewusstes Ich wie das aller modernen Bayern im aufgeklärten Universum der Freudschen Maxime gehorcht: "Wo Natur war, soll Geld werden." Darauf ein gesundes Pfüati!
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