die usa im krieg: Überrüstet und überfordert
Das neue Flugzeug kann fast alles. Es fliegt schneller als der Schall und kann fast überall starten und landen: je nach Ausführung von einer Startbahn, von einem Flugzeugträger oder wie ein Hubschrauber senkrecht auf kleinstem Raum. Einmal im Einsatz, soll das Flugzeug unverwundbar sein: Selbst das beste Radarsystem kann den Kampfjet nicht erkennen.
Kommentarvon ERIC CHAUVISTRÉ
Wer so ein Waffensystem besitzt, kann, so möchte man annehmen, jeden Krieg gewinnen. Bis zu 3.000 Exemplare des „Joint Strike Fighter“ wollen die USA deshalb bestellen. Kosten: 200.000.000.000 Dollar. Die Firma Lockheed Martin erhielt jetzt den Zuschlag für diesen wahrscheinlich größten Rüstungsauftrag der Geschichte. Die Position als unangefochtene Nummer eins unter den Militärmächten dürften sich die USA damit auch auf weiteres gesichert haben. Zumindest in der Theorie.
Denn ausgerechnet die Chefetage des Pentagons zweifelt selbst an der militärischen Stärke der USA: „Die schwierigste Aufgabe seit dem Zweiten Weltkrieg“ nennt Konteradmiral John Stuffelbeem den Krieg in Afghanistan. Nimmt man diese Äußerung vom Wochenende ernst, war der Vietnamkrieg mit seinen 3 Millionen Opfern unter den Vietnamesen und den 50.000 US-Toten in den Augen des Pentagons offenbar ein minder schwerer Einsatz.
Die Statements aus dem Pentagon werden zunehmend wirrer. Erst zeigt sich Herr Stuffelbeem überrascht von der Kampfkraft der Taliban – und man wundert sich, wieso das Pentagon mit seinen Einschätzungen so danebenliegen kann. Dann sagt Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, es werde wohl nie gelingen, Ussama Bin Laden zu fassen und al-Qaida zu zerschlagen – und man fragt sich, ob die US-Regierung noch weiß, welche Ziele sie mit diesem Krieg verfolgt.
Jetzt legt Stuffelbeem wieder nach und droht ein verschärftes Vietnam-Debakel an – und man fragt sich, ob die US-Militärplaner die Öffentlichkeit auf eine Katastrophe in Afghanistan vorbereiten wollen.
Es ist Zufall, dass die US-Streitkräfte ausgerechnet jetzt gigantomanische 200 Milliarden Dollar in ihre Flugzeugflotte investieren, da sie an einem technisch weit unterlegenden Gegner zu scheitern drohen. Nichts könnte aber deutlicher demonstrieren, dass auch die größte Anhäufung militärischer Macht nicht die Politk ersetzen kann.
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