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Archiv-Artikel

die taz-empfehlung Heavy Metal im Ländle

Von GRÄ

Wir haben es nicht vergessen: Die taz hamburg hat schon einmal diese Dokumentation aus Schwaben gelobt. Aber was so selten in die norddeutschen Kinos kommt, muss auch ein zweites Mal erwähnt sein: „Heavy Metal auf dem Lande“ also. Und Donzdorf am Rande der Schwäbischen Alb. Ein Dorf wie jedes andere mit spitzem Kirchturm, Supermarkt und Neubaugebiet. Doch in Donzdorf hat „Nuclear Blast Records“ seinen Sitz, eine der erfolgreichsten unabhängigen Heavy-Metal-Plattenfirmen der Welt. Ihr Chef, Markus Staiger, wuchs wie viele Landjugendliche mit Heavy Metal auf und schuf aus seiner Leidenschaft ein Imperium mit Filialen in Los Angeles und anderen Weltstädten. Hausfrauen des Dorfs arbeiten im Versand und verschicken blutige Totenköpfe an jeden erdenklichen Ort. Listening Sessions finden gerne in der Dorfwirtschaft statt, wo das Dargebotene vom Stammtisch wie von der internationalen Journaille gleichermaßen kommentiert wird. Den Älteren bleibt die Metal-Welt suspekt – doch für die wirtschaftliche Dynamik des Staigerschen Geschäfts haben sie durchaus Respekt.

So beobachtet der Film das teilweise skurrile Miteinander von beschaulichen Dorfbewohnern und einer kruden Hard-Rock-Szenerie. Doch die Vorzeichen haben sich inzwischen geändert: Wo früher Heavy Metal noch ein Ausdruck der Rebellion gegen provinzielle Traditionen und Konventionen war, ist er heute fernab von den städtischen Subkulturen zum festen Bestandteil des ländlichen Lebensstils geworden. GRÄ

„Heavy Metal auf dem Lande“: bis Mittwoch tägl. 23.15 Uhr, 3001-Kino