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die stimme lll

Aus der Kita

Annika Lühr, seit acht Jahren Erzieherin im Schülerladen Großstadtpflänzchen in der Cranachstraße in Schöneberg :

„100 Tage Rot-Rot? Das heißt für uns vor allem Frust und Enttäuschung. Erzieherin, das war ja schon immer ein Berufsfeld, das wenig gesellschaftliche Anerkennung bekommen hat. Das kann ja jeder. Aber so ist es eben nicht. Es ist anstrengend, die Kinder genau zu beobachten, auf sie einzugehen, sie zu fördern. Genau das wird doch nach der Pisa-Studie von Erzieherinnen verlangt. Wenn wir das hören, fühlen wir uns schon verarscht. Schon über die letzten Jahre ist das Geld immer weniger geworden, aber die Kürzungen jetzt, das ist wirklich zuviel. Wird der Hortschlüssel wirklich hochgesetzt, müssten wir beim Personal sparen, weil der Laden keine Rücklagen hat und wir auch nicht mehr Kinder aufnehmen können. Dann gäbe es Probleme mit der Aufsichtspflicht, weil es nicht mehr möglich wäre, immer zu zweit hier zu sein. Außerdem wird es schwierig wirklich auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Jetzt sind wir über die Mittagszeit bis halb 4 immer zu dritt und da kann man sich auch mal mit einem Kind zurückziehen. Das würde aber mit den Kürzungen nicht mehr gehen. Manchmal frag ich mich schon, warum ich noch immer in diesem Beruf arbeite.“

Protokoll: SAM

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