die stimme der kritik: Betr.: Neues aus der Welt der Telefone
Brzgfkrqzhks gfkl przp!
Reklame ist schön, und auch das Sponsoring, die unterstützende Präsentation von diesem und jenem, ist sehr zu begrüßen. Gleichermaßen verdienstvoll erscheint mir, dass mittlerweile auch sehr unscheinbare Dinge von der Werbung nicht vergessen werden. Die „Lach-mich-an-Brötchen“ werden zum Beispiel „präsentiert von 87,9.“ Prima!
Doch eigentlich soll es um anderes gehen. Um SMSe genau genommen, die erfunden wurden, weil 160 Zeichen mehr sagen können als lange Gespräche oder weil einem oft kein langes Gespräch einfällt, wenn man mal kurz mit jemandem sprechen möchte oder so. Etwa eine Milliarde Mitteilungen werden jeden Monat in Deutschland über das Handy verschickt. Das Handy könnte man auch „das Ding mit der guten Laune“ nennen, wenn nicht ein Kreuzberger Imbiss schon so hieße.
Wie auch immer: Nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft „Icon“ in Nürnberg verdoppelt sich diese Zahl alle sechs bis neun Monate. „Die Einnahmen für die Mobilfunkbetreiber aus diesem Dienst werden im Jahr 2002 wahrscheinlich höher sein als die gesamten Werbeeinnahmen aller deutschen Fernsehsender im Jahr 2000“, berichtete neulich die FAZ. Weil das so ist, kämpft die Bundesregierung engagiert um die SMS-Übertragungsrechte der WM 2006, und die Ingenieure der für das SMS-Business zuständigen Firmen bemühen sich um Innnovationen.
Bei E-plus etwa kann man seit neuestem sprechende Kurzmitteilungen verschicken, wie in der Produktinformation zu sehen war. Man tippt zum Beispiel auf seinem Handy ein „Die Sonne scheint“ oder „Wollen wir zusammen Suppe essen“, und die Nachricht schwirrt durch die Luft, hüpft ins Festnetz, und in den Kabeln des Festnetzes sitzen Leute oder sprechende Roboter, die die SMS in Voice-Stream umwandeln, wie man heutzutage die gesprochene Sprache zu nennen pflegt. Und wenn der gesprochene Satz am noch geschlossenen Tor des Festnetzanschlusses Ihrer Wahl angekommen ist, klingelt es, ein Empfänger-Ohr schmiegt sich an die Sendermuschel und eine trostlos schicke Computerstimme sagt: „Das Büffet ist eröffnet“ oder „Schalke hat’s schon wieder vergeigt“. Das ist schön, und dergleichen – also ein Programm, das den Text ausspricht – gibt es auch für E-Mails. Es macht viel Spaß, vor allem, wenn man schwierig auszusprechende Worte schreibt wie „Brzgfkrqzhks gfkl przp!“ zum Beispiel und dann mal guckt, was der Compi so draus macht. DETLEF KUHLBRODT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen