piwik no script img

die große flugschauUnrealistische Messeträume

Für die Veranstalter war die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin-Schönefeld ein voller Erfolg. Das war nicht anders zu erwarten – schließlich müssen die Organisatoren der großen Rüstungsmesse die ganze Show legitimieren. Für den Erfolg der Messe spricht dennoch einiges: Über 200.000 Menschen haben das Spektakel besucht, die Proteste blieben marginal, und es wurden Geschäfte im Wert von über 50 Milliarden Mark vereinbart. Ist damit Berlin aber der Nabel der (Flieger-)Welt geworden? Wohl kaum.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Unübersehbar sind die Defizite, unter denen die Messe erneut zu leiden hatte. Der größte Flugzeughersteller der Welt, der US-Konzern Boeing, glänzte durch Abwesenheit; ebenso die Hersteller der russsischen Antonow. Und der Bundeskanzler sagte den vereinbarten Besuch auf der ILA ab. Bei den europäischen Konkurrenzmessen, mit denen sich die ILA gern vergleicht, wäre dies undenkbar. Im französischen Le Bourget und im englischen Farnborough sind Staats- und Regierungschefs regelmäßige Gäste. Insofern ist der Vorstoß der ILA-Veranstalter, zukünftig mit diesen beiden Messen gemeinsame Sache zu machen, ziemlich unrealistisch.

Derzeit finden die Messen jeweils alle zwei Jahre statt: in ungeraden in Le Bourget, in geraden in Schönefeld und in Farnborough. Wenn es nach den ILA-Veranstaltern ginge, würde es stattdessen jährlich nur noch eine große Luftfahrtshow in Europa geben: abwechselnd in Paris, Berlin und London. Welches Interesse aber sollten die Planer in Le Bourget haben, wo sich der weltweit größte und exklusivste Luftfahrtsalon präsentiert, zugunsten der ILA zu verzichten? Zumal die Pariser Messe, ähnlich wie die Londoner, mit ungeheurem Nationalstolz verbunden ist.

So könnte die Sache auch nach hinten losgehen. Denn wenn die Konkurrenz das ILA-Angebot als Schwäche interpretiert, droht der ILA der Absturz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen