die gesellschaftskritik: Computerliebe
Siri und Alexa, die intelligenten Systeme von Apple und Amazon, sind jetzt feministisch. Doch das reicht noch nicht aus
Sie sind noch nicht so klug, dass man sich in sie verliebt – wie Joaquin Phoenix in Spike Jonzes Kinofilm „Her“, der sein Herz an seine künstliche Assistentin Samantha verliert. Aber ein einfaches Gespräch kann man mit Siri und Alexa bereits führen. Eine Portion Humor haben die Firmen schon programmiert, jetzt wird’s politisch. Bis vor Kurzem hat sich Alexa noch brav bedankt, wenn man ihr sagte, sie sei eine Schlampe. Jetzt sagt sie: „Das ist aber nicht nett.“ Und auf die Frage, ob sie Feministin sei, antwortet sie mit Ja.
Die großen Tech-Konzerne arbeiten mit Erfolg daran, dass wir bald wirklich gar nicht mehr ohne ihre Geräte auskommen. Das smarte Ding ist: Telefon, Stadtplan, Notizbuch und so weiter. Nabelschnur für das moderne dumme Baby. Und Alexa soll dasselbe fürs Heim werden: unverzichtbar. Dafür brauchen Alexa und Siri, was alle Produkte brauchen: Imagebildung. Man muss ein so sympathisches Bild kreieren, dass man als Konsument*in vergisst, dass es sich um ein Produkt handelt.
Das perfekte Image haben Alexa und Siri, wenn man so etwas wie Gefühle für sie entwickeln kann. Deshalb gab man ihnen Frauennamen. Man könnte denken, dass es nicht so klug sei, sie nun als Feminist*innen zu programmieren. Schließlich ist das ein ganz schönes Spaltthema. Aber nein, Feminism sells. Auch H&M verkauft T-Shirts mit der Aufschrift „The future is female“.
Nur ein gutes Programm reicht nicht. Das musste auch Spike Jonze erfahren: In „Her“ sollte eigentlich eine unbekannte Schauspielerin die künstliche Intelligenz sprechen. Aber der Funke sprang nicht über. Also tauschte er die Stimme aus gegen die von Hollywoodstar Scarlett Johansson. amna
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