piwik no script img

die dritte meinungDie EU muss bei Strafzöllen gegenüber den USA klare Kante zeigen, sagt Thore Schlaak

Thore Schlaak

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Konjunkturpolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin.

US-Präsident Donald Trump ist kurz davor, einen Handelskrieg auszulösen. Dabei verkennt er jedoch, dass sich die Struktur der US-Wirtschaft seit den frühen 1990er Jahren drastisch verändert hat. In der heutigen Zeit ist sie vermehrt auf die Erbringung von Dienstleistungen, beispielsweise im Technologiesektor, ausgerichtet. Die Industrie, insbesondere die Eisen- und Stahlherstellung, spielt hingegen eine zunehmend geringe Rolle für die US-Wertschöpfung: Der sogenannte Rust Belt im Nordosten der USA ist im wahrsten Sinne des Wortes eingerostet.

Entsprechend ist es utopisch, dass dort nun wieder Stahlwerke hochgezogen werden. Darüber hinaus verstößt Trump mit Einführung von Zöllen ­gegen die Richtlinien der Welthandelsorganisation WTO. Dies eröffnet betroffenen Ländern die Möglichkeit, ebenfalls mit Strafzöllen zu reagieren. So entscheidet die EU noch in dieser Woche über Zölle auf US-Produkte. Hier gilt es jetzt, eine klare Kante zu zeigen. Ansonsten könnte Trump dies als Freifahrtschein interpretieren und weitere protektionistische Maßnahmen durchsetzen. Deswegen darf es nicht nur bei symbolischen Maßnahmen in Bezug auf Whiskey oder Tomaten bleiben. Die darüber hinausgehende Androhung von Zöllen auf US-Exportschlager wie Pharmaprodukte oder Elektrotechnik dürfte als eindeutige Warnung verstanden werden.

Doch nun muss Trump nicht nur mit der Kritik aus dem Ausland leben, sondern mit Rebellion in den eigenen Reihen. Einige mächtige Republikaner haben sich gegen seine Pläne ausgesprochen. Sie fürchten zu Recht, dass Trumps Vorhaben die Importe von Endprodukten und Vorleistungen verteuert. Das würde der US-Wirtschaft – und auch gerade Trumps Klientel – mehr schaden als nützen.

Zwar braucht der US-Präsident in diesem Fall die Zustimmung des Kongresses nicht, doch könnten die Ab­geordneten Trumps Vorhaben zur Not blockieren. Ob ihn diese Drohgebärde zur Besinnung bringt, ist zweifelhaft, aber sie ist zumindest ein Hoffnungszeichen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen