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die dritte meinungVerlag-sucht-Autor-Verlage sind teure Druckereien und betrügen Autoren, kritisiert Tobias Kiwitt

Tobias Kiwitt

ist Rechtsanwalt für Urheber- und Medienrecht sowie Vorstandssprecher des Bundesverbands junger Autoren und Autorinnen.

Die Rechtslage zu unlauterem Wettbewerb ist eigentlich sehr klar: Gegen Unternehmen, die sich als „Institut“ bezeichnen, aber keines sind, werden Untersagungsverfahren eingeleitet. Wer behauptet, er sei Arzt oder Anwalt, es aber nicht ist, macht sich strafbar.

Nächste Woche beginnt die Leipziger Buchmesse und damit startet wieder die Hochsaison für Pseudoverlage („Verlag sucht Autor“). Dies sind Unternehmen, die mit vollmundiger Werbung den Erfolg für Autoren versprechen und dabei vom Autor Geld verlangen. Sie präsentieren sich auf der Buchmesse an Ständen, die sich nicht selten in unmittelbarer Nachbarschaft zu seriösen Verlagen befinden und damit besonders heimtückisch den unerfahrenen Autor in ihre Fänge locken. Diese Unternehmen schmücken sich häufig „bewusst mit wohlklingenden Namen und Bezeichnungen von ähnlich renommierten Verlagen und Vereinigungen, „um so potentielle Autoren zu täuschen“ (OLG Köln, 15 U 116/08).

Das ZDF-Sendung „Wiso“ sendete ein­mal ein wirr durch einen Online-Gedichtegenerator erzeugtes Manuskript an einen solchen Pseudoverlag: Postwendend kam ein Angebot über 8.000 Euro „Autoreneigenanteil“. An Lektorat und Werbung mangelt es in der Regel hingegen bei diesen Unternehmen. Ein wild mit Texten deutscher Klassiker auf 842 Seiten zusammengestelltes Manuskript des erfundenen Autors Rico Beutlich erhielt fünf „Verlags“angebote (eine Aktion des Vereins 42er-Autoren): Gedruckt wird, wofür der Autor zahlt.

Doch der Begriff „Verlag“ kommt historisch und etymologisch von „Vorlegen“: Der Verlag legt Geld vor und trägt das Risiko. Pseudoverlage kehren das Verlagsprinzip um. Sie lassen sich vom Autor bezahlen. Sie schmücken sich mit der Bezeichnung „Verlag“, dabei sind sie lediglich eine Druckerei.

Anders als Selfpublishing-Unternehmen halten Pseudoverlage jedoch weiterhin an ihrer irreführenden Bezeichnung fest. Dieser unlautere Wettbewerb zulasten von Autoren, welcher zugleich auch das Vertrauen in seriöse Verlage untergräbt, muss endlich ein Ende finden.

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