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die anderen

Die Neue Zürcher Zeitung bewertet die Interessen der Rebellen der RUF in Sierra Leone: Bereits Anfang März klagte UN-Generalsekretär Annan darüber, dass bei der Umsetzung des Friedensabkommens vom Juli 1999 in Sierra Leone nur geringe Fortschritte zu verzeichnen seien, Entwaffnung und Demobilisierung der früheren Bürgerkriegsparteien nicht vorankämen. Wen er als Hauptverantwortliche ansah, daran ließ Annan keinen Zweifel: die Revolutionäre Vereinigte Front (RUF) und deren Führer Foday Sankoh. Dieser stellt die RUF gerne als patriotische, gegen die Verdorbenheit der Politikerkaste gerichtete Bewegung dar. Aber viele seiner Anhänger dürften darin nichts anderes gesehen haben als ein Instrument zur schnellen persönlichen Bereicherung.

Die französische Tageszeitung Le Monde meint zum Wiederaufflammen des Bürgerkrieges in Sierra Leone: Die Politiker haben sich getäuscht, und zwar gründlich. Die Rebellen der RUF haben ein anderes Spiel gespielt und die Aggressionen gegen die Blauhelmsoldaten deutlich erhöht. Rebellenführer Sankoh will die ganze Macht. Er will die UN-Truppen schwächen, ohnehin ein nur armseliger Haufen von 8.000 Mann, entsandt aus sieben Ländern. Frieden in Sierra Leone ist wahrscheinlich nur unter der Voraussetzung der Verhaftung von Sankoh und seinen Anhängern zu haben.

Zum umstrittenen und vielfach kritisierten Einsatz von UN-Soldaten in Sierra Leone meint die niederländische Tageszeitung Volkskrant: Wenn die Vereinten Nationen überall in der Welt dem Frieden eine Chance geben wollen, dann müssen die Länder, die über Geld und die benötigten Mittel verfügen, den UN-Soldaten zu einer fairen Chance dazu verhelfen, dass sie im Friedenseinsatz ihr Leben nicht allzu sehr aufs Spiel setzen müssen. Der Schaden, den das Friedensimage der UN mit dem Abenteuer von Sierra Leone erlitten hat, ist wohl nur schwer zu beheben. Und schon wollen die UN eine neue Friedensmission in Marsch setzen, diesmal im Kongo. Die UN wollen Menschenleben retten, und dagegen kann niemand sein. Aber dann bitte auch die Leben jener Menschen, die als Lebensretter auftreten.

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