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die anderen

Zur Vorführung der ehemaligen Präsidentin der bosnischen Serben, Biljana Plavsić, vor dem UN-Kriegsverbrecher-Tribunal schreibt der britische Guardian: Acht Jahre ist es her, dass einige Anwälte in den leeren Büros eines Versicherungsunternehmens in Den Haag einzogen. Zuerst machte das UN-Kriegsverbrecher-Tribunal einen höchst ineffektiven Eindruck. Die Massaker gingen weiter. Einer der Kriegsverbrecher hatte so große Angst vor seinen Anklägern, dass er sein Ferienhaus an die französischen Soldaten vermietete, die ihn festnehmen sollten. Aber gestern, als eine 70-jährige Frau auf der Anklagebank Platz nahm, wurde das Tribunal erwachsen.

Die liberale schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter meint zum gleichen Thema: Dass das Fußvolk bei einem Krieg vor Gericht kommt, ist von großer Bedeutung, weil das Prinzip individueller Verantwortung damit bestätigt wird. Dass aber die letztendlich Verantwortlichen unbehelligt davon kommen, ist eine ständige Herausforderung für die Autorität des Gerichts. Jetzt hat das Tribunal begonnen, sich in der Hierarchie nach oben zu arbeiten, was rein praktisch zeigt, dass internationale Gerichtshöfe funktionieren können. Jetzt wartet die Welt darauf, dass Ratko Mladić, Radovan Karadžić und und nicht zuletzt Slobodan Milošević an die Reihe kommen.

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