die anderen:
Italiens La Repubblica meint zur Entschlüsselung des Genoms: Das Datum wird in die Geschichtsbücher mit der gleichen Bedeutung eingehen wie die Entdeckung Amerikas und die Landung auf dem Mond . . . Das Interesse der Pharmaindustrie an Entschlüsselung ist es, neue Medizin und Behandlungsmethoden zu finden. Doch hier beginnt der Streit um die private Nutzung: Im Gegensatz zum Konsortium Human Genome Project, das Clinton und Blair mit ins Leben riefen, und das mit öffentlichen Geldern finanziert wird, ist die Privatgesellschaft Celera an der Wall Street notiert und hat immer gesagt, die neuen Erkenntnisse kommerziell ausnutzen zu wollen.
Die Berliner Welt dazu: Der Mensch ist genetisch ärmer, als er dachte. [. . .] Nun erklären uns Wissenschaftler, die schiere Zahl sage nichts aus über den Entwicklungsstand eines Lebewesens . . . Es ist mit dem Genom ein wenig wie mit dem Gesetz. Unfreiere Staaten haben ein hoch verregeltes, überängstliches Recht, freiere ein knappes, kräftiges, das der Auslegung Raum lässt. Weniger Genom wäre, um im Bilde zu bleiben, mehr Freiheit. Mehr Umwelt, mehr Leben, mehr Geist. Ungeheure Hoffnungen richten sich auf diesen Tag: Chronisch Kranke wagen an Heilung zu glauben. [. . .] Und ungeheure Ängste: Genetisch Schwächere fürchten ein neues Kastenwesen.
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