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die anderen

Die römische Zeitung La Repubblica schreibt über den Zusammenstoß eines US-Aufklärungsflugzeugs mit einem chinesischen Kampfjet: China fordert George Bush heraus, der sich der Illusion hingegeben hat, ungestraft die Welt herausfordern zu können. Am asiatischen Himmel spielt sich derzeit die unausweichliche Reifeprüfung eines Präsidenten ab, der angesichts der ersten strategischen Herausforderung seiner noch jungen Präsidentschaft „sehr verwirrt“ und vor allem sehr wenig vorbereitet erscheint. Ob aus Zufall oder absichtlich gewählt, [. . .] so ist der Zusammenstoß eines amerikanischen Spionageflugzeuges mit einem chinesischen Flugzeug jener Test, den alle US-Präsidenten durchmachen müssen, bevor Amerika und die übrige Welt sie wirklich als politische Führer anerkennen.

Der Zusammenstoß der beiden Flugzeuge sei kein Zufall, sondern Absicht gewesen, meint die französische Tageszeitung L’Union: Die chinesisch-amerikanischen Beziehungen werden sich noch weiter verschlechtern und die neue US-Diplomatie schlagartig auf die Probe stellen. Der Unfall war allem Anschein nach ein absichtlich herbeigeführter Zwischenfall. Die chinesischen Machthaber haben ein dreifaches Interesse daran, das amerikanische Flugzeug mit all seiner Überwachungstechnik zur Notlandung zu zwingen: zunächst, sich einen dieser ausgefeilten Apparate voller intelligenter Spionagetechnik anzueignen, um ihn zu zerpflücken und zu guter Letzt nachzubauen. Zweitens, es auf eine Kraftprobe mit dem Pentagon und dem Weißen Haus ankommen zu lassen, und drittens, ein Ende der Verhandlungen über Raketenlieferungen (der USA) an Taiwan zu erreichen.

Der linksliberale Guardian plädiert angesichts der Verschiebung der Wahlen in Großbritannien für die Einführung festgesetzter Legislaturperioden: Schon lange gibt es im Unterhaus Forderungen nach der Einführung zeitlich begrenzter Legislaturperioden, nach der automatisch eine Wahl erfolgen muss. Ihre Länge, vier oder fünf Jahre, kann durchaus diskutiert werden, aber das Prinzip ist richtig. Es kann nicht gut sein, dass die letzten 18 Monate einer jeden Regierung von Unsicherheit und Unentschiedenheit gekennzeichnet sind. Auch ist es nicht fair, an einem Rennen teilzunehmen, bei dem nur eine Seite den Startschuss gibt. Die letzten Wochen müssen Premierminister Tony Blair deutlich vor Augen geführt haben, dass sein alleiniges Recht, den Wahltermin zu bestimmen, ebenso eine Bürde wie ein Segen ist.

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