die anderen:
Le Figaro (Paris) meint zu den US-Raketenabwehr-Plänen: Auch wenn Frankreich und andere Nato-Mitgliedsländer nicht einverstanden sind mit den Rezepten, die US-Präsident Bush vorgeschlagen hat, so teilen sie doch alle seine Diagnose. Ob es sich um so genannte Schurkenstaaten handeln sollte oder einfach um unberechenbare Nationen: Es gibt mehrere Länder, die etwa bis zum Jahr 2015 über Langstreckenraketen verfügen werden, die die USA und ihre Freunde treffen könnten. Bush weicht also jetzt keineswegs von seiner Linie ab. Zusammen mit den Verbündeten hat er sich eine Formel seines Vorgängers Theodore Roosevelt zu eigen gemacht: Leise sprechen, aber mit einem dicken Stock in der Hand.
Zur Krise in Makedonien schreibt die Neue Zürcher Zeitung: Sowohl albanische als auch makedonische Politiker scheinen geprägt zu sein von einer auf dem Balkan weit verbreiteten politischen Kultur, in der die Bereitschaft zu Kompromissen als Unfähigkeit und Schwäche ausgelegt wird. Deshalb wird unerbittlich und mit verantwortungsloser Sturheit gefeilscht und gepokert. Dabei sitzen die Politiker auf einem Vulkan, der jederzeit ausbrechen und das ganze Land zerstören könnte. Es steht viel auf dem Spiel, und die Parteiengespräche in Skopje werden denn auch als letzte Chance für eine politische Lösung bezeichnet.
Über Pläne zum Einsatz von Nato-Truppen in Makedonien schreibt der Telegraaf aus Den Haag: Eine internationale Friedenstruppe kann dort leicht in ein Wespennest hineingezogen werden, wodurch die Hauptaufgabe – die Entwaffnung der verfeindeten Gruppen – scheitern würde. Darum ist es absolut erforderlich, dass die Amerikaner an einer solchen Operation mitwirken. Nur die Anwesenheit der Supermacht kann eine Garantie dafür sein, dass sich die kämpfenden Parteien auch wirklich an Absprachen halten.
Zu den neuen Unruhen in Nordirland schreibt La Repubblica aus Rom: Sollte die „politische Lösung“ scheitern, die Tony Blair nicht nur mit den protestantischen und nationalistischen Parteien, sondern auch mit den Vertretern der IRA ausgehandelt hat, dann wären die Folgen verheerend. Die Sicherheitsvorkehrungen in England wurden verstärkt. Noch sind nur einige IRA-Rebellen für Attentate im Einsatz. Aber sollte es Tote oder Schwerverletzte geben, könnte die Spannung in Nordirland auch schwere Auswirkungen auf Großbritannien haben, wo die Zahl der irischen Bewohner, darunter möglicherweise auch Extremisten, sehr groß ist.
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