piwik no script img

die anderen

Zur gefährlichen Lage in Makedonien schreibt das Luxemburger Wort: Was soll, was kann die Europäische Union tun? Sie setzt auf die territoriale Integrität Makedoniens und will ein Überschwappen des Konflikts über die Landesgrenzen hinaus unbedingt vermeiden. Schon droht eine neue Flüchtlingswelle, die irgendwann an den Küsten der Gemeinschaft auslaufen wird, wenn die Kämpfe nicht unterbunden werden. Die EU lockt zusätzlich mit Geld. Die Finanzmittel fließen jedoch nur dann, wenn es eine politische Lösung gibt. Ihre Eingreiftruppe hat die Union noch nicht aufgebaut, so dass sie militärisch ein Papiertiger bleibt. Selbst wenn es der EU als ehrlicher Maklerin nicht gelingen sollte, den fünften Balkankrieg seit 1991 zu verhindern, sollte man sich davor hüten, sie in die Rolle des Schuldigen zu drängen. Die Täter sitzen wie bei den früheren Konflikten in den Schluchten des Balkans. Nur wenn dort endlich die Einsicht reift, dass das Mittelalter vorbei ist, können moderne Konfliktvermeidungsstrategien Erfolg haben.

Dazu meint die Belgrader Zeitung Danas: Was möchte die internationale Gemeinschaft in Makedonien wirklich erreichen, nachdem es klar geworden ist, dass nach [Evakuierung der albanischen Rebellen aus] Arancinovo auch die Hauptakteure und Protagonisten keine Lösung für das Balkanrätsel haben. Die Regierungen in Skopje haben in den vergangenen zehn Jahren alle Forderungen der internationalen Gemeinschaft und der Nato erfüllt und haben das Land „de facto“ in einen Nato-Stützpunkt verwandelt. Deswegen fällt es sehr schwer, eine rationale Begründung für die Nachgiebigkeit des Westens gegenüber den bewaffneten albanischen Extremisten in Makedonien zu finden. Ist die internationale Gemeinschaft bereit, den Fehler aus dem Kosovo zu wiederholen, als sie die Entwaffnung der Kosovo-Albaner nicht durchgeführt hat? Eine friedliche Lösung scheint nur dann möglich, wenn die ins Auge gefassten internationalen Streitkräfte die Extremisten entwaffnen und eine rigorose Kontrolle der Grenze zum Kosovo einführen würden.

Dazu meint der Corriere della Sera aus Mailand: Die Bemühungen um Vermittlung gehen ohne Zweifel weiter. Niemand im Westen, beginnend bei den USA, will sich auf eine dritte Intervention auf dem Balkan einlassen. Aber sicher ist auch, dass die Nato nicht mehr lange am Fenster stehen bleiben kann, wenn sie den Preis der Verteidigung regionaler Gleichgewichte nicht übermäßig erhöhen will. Die Balkanfrage wird auf dem G-8-Gipfel in Genua lasten, vielleicht nicht weniger als die Anliegen der Globalisierungsgegner.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen