die anderen:
Die Sunday Times schreibt zum medialen Interesse an Helmut Kohls Privatleben: Es war ein offenes Geheimnis, dass der Koloss der deutschen Politik ein enges Verhältnis zu seiner Sekretärin (Juliane Weber) hatte. Doch nur wenige Journalisten scheinen versucht zu haben, die genaue Natur dieser Beziehung zu erkunden – geschweige denn, dass sie darüber geschrieben hätten. Doch inzwischen hat sich diese Haltung geändert, besonders seit die deutsche Regierung von Bonn in das größere, aggressivere Berlin umgezogen ist. Kohls Nachfolger Gerhard Schröder – der zum vierten Mal verheiratet ist – und seine Minister, von denen viele ein farbiges Privatleben haben, versorgen die Klatschkolumnisten mit reichlich Material. Kohl, der noch aus einer früheren politischen Ära stammt, schien bisher gegen solches Interesse immun zu sein. Doch Hannelores Tod hat das wohl geändert. Es scheint sicher, dass die Beziehung (zwischen Kohl und Weber) genauer betrachtet werden wird, wenn die Parteispendenuntersuchung eine neue Phase erreicht.
Zur Vergabe der Olympischen Spiele an Peking meint El País aus Madrid: Die Wahl Pekings ist eine Anerkennung für das bevölkerungsreichste Land der Welt. Die chinesische Führung sollte die Gelegenheit zu einem auf der Achtung der Menschenrechte basierenden Prozess der politischen Öffnung nutzen. China erlebt den schnellsten und größten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel der vergangenen Jahre. Aber bislang hat es keine Geste gegeben, die auch auf politische Veränderungen deuten würde.
Die japanische Zeitung Nihon Keizai Shimbun schreibt zum gleichen Thema: Die Olympischen Spiele 1980 in Moskau wurden von den westlichen Staaten boykottiert – aus Protest gegen den Einmarsch in Afghanistan. Sollte China gegen Taiwan militärisch vorgehen, die Demokratiebewegung oder die Unabhängigkeitsbewegung in Tibet gewaltsam unterdrücken, könnte so etwas wie im Falle Moskaus noch einmal passieren. Deshalb ist die chinesische Regierung dazu gezwungen, sich nun zurückzuhalten.
Die holländische Zeitung De Volkskrant kommentiert dazu: Sieben Jahre lang wird den kommunistischen Machthabern jetzt genau auf die Finger gesehen. Sie sind nicht nur verpflichtet, der internationalen Presse Zugang zu erlauben, sondern haben auch weniger Spielraum für Repression. Die derzeitige politisch starre Führung hat sich damit möglicherweise ein trojanisches Pferd ins Haus geholt. Der Beschluss des IOC lädt das Land ein, zu einem vollwertigen Mitglied der demokratischen Staatengemeinschaft zu werden.
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