piwik no script img

die anderen

Die Moskauer Tageszeitung Kommersant meint zum G-8-Treffen in Genua: Angesichts der Pläne Washingtons zum Aufbau der weltraumgestützten Raketenabwehr bleibt die strategische Stabilität der wichtigste Schwerpunkt des G-8-Gipfels. Moskau hat nun endlich begriffen, dass es unmöglich ist, den amerikanischen Plänen entgegenzuwirken, und hat begonnen, von einem „konstruktiven Dialog“ zu sprechen. [Es hat] auf die übliche harte Rhetorik über die Unzulässigkeit der Verletzung des ABM-Vertrags von 1972 verzichtet und sich auf gemeinsame Berührungspunkte konzentriert.

Die schwedische Tageszeitung Svenska Dagbladet schreibt: Die Erwartungen an die Veranstaltung sind niedrig. Einige der mächtigsten Politiker der Welt treffen sich. Na und? [...] Wenn das Treffen vorüber ist, wird eine nichts sagende Erklärung veröffentlicht. Die politischen Führer halten jeweils eigene Pressekonferenzen ab, was ihnen die Möglichkeit bietet, die Medien ihres Heimatlands mit der eigenen Interpretation des Diskutierten zu versorgen. Alle haben die Möglichkeit, in vorteilhaftem Licht zu erscheinen. Das erste Treffen dieser Art wurde 1975 in Rambouillet abgehalten. Das waren andere Zeiten. [...] Soziale Ingenieurskunst und Keynes waren die Leitlinien unter den Führern der Welt. [...] Der Gipfel wurde einmal als Anstoß zu globaler politischer Führung angesehen. Heute erscheint dies als naive Vision.

Der britische Independent kommentiert: Man kann über Bush sagen, was man will; zumindest weiß man bei ihm, woran man ist. Dies ist ein Präsident, der ohne Scham seine innenpolitischen Interessen vertritt. [...] Aber Bush und Blair versichern immer, dass sie gut miteinander können. Wenn das stimmt, dann hat Blair umso mehr Grund, offen zu sein und Bush klar zu machen, dass nicht nur er auf seinen politischen Anhang Rücksicht nehmen muss. Blair kann [...] das Ausmaß der Enttäuschung darüber klar machen, dass die USA Verträge über Umwelt und Rüstung mit Füßen treten.

Der niederländische Telegraaf urteilt über die Demonstranten: Was die verschiedenen Gruppen wollen, bleibt sowieso undeutlich. Der verbindende Faktor ist wohl der gemeinsame Widerstand gegen die „Globalisierung“. Das uralte Argument lautet, dass Freihandel die reichen Länder reicher mache und die armen ärmer. Das ist aber ein ernsthafter Denkfehler. Freihandel bietet den Entwicklungsländern gerade große Chancen. Leider verschließt die westliche Welt ihre Grenzen noch für zu viele Produkte aus der Dritten Welt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen