piwik no script img

die anderen

Die Einführung des Euro hat die Presse europaweit beschäftigt. Der britische Independent: Endlich ist der Euro da. Erstmals seit fast 2.000 Jahren hat Europa (. . .) eine einheitliche Währung. Von Preußen bis Irland, von Lappland bis Kreta, bezahlen 300 Millionen Menschen für ihr tägliches Brot und ihre Zeitung mit demselben Geld. Weltverändernde Ereignisse geschehen manchmal unbemerkt. (. . .) Der einzige (schwache) Vergleich ist das Verschwinden der Münzen nach dem Zerfall des Römischen Reiches.

Das britische Massenblatt The Sun: Der Euro wurde geboren. Gott sei Dank gehört Großbritannien ihm nicht an. Der künftige Wohlstand von 305 Millionen Europäern wird aufs Spiel gesetzt. Der Euro ist ein mit großen Fehlern behaftetes, politisches Risiko. Die D-Mark, der Franc und andere wichtige Währungen sind tot. Mit ihnen ging die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit. Denn beim Euro geht es nicht nur darum, den Handel in Europa zu erleichtern. Der Euro ist in Wirklichkeit ein großer Schritt hin zu einem vereinten Europa, in dem die Bürokraten in Brüssel und die Banker in Frankfurt das Sagen haben. Diese gesichtlosen Männer haben eines gemeinsam: Niemand hat sie gewählt.

Die Londoner Financial Times: Wie eine Flagge oder eine Nationalhymne ist eine Währung für viele Menschen ein Symbol der Identität. Für die Deutschen, die im 20. Jahrhundert Krieg, Diktatur, wirtschaftliche Zerstörung und dann Frieden, Demokratie und Wohlstand erlebten, war die D-Mark vielleicht das am meisten geliebte nationale Symbol.

Die niederländische Volkskrant: Längerfristig wird der Euro dazu beitragen, dass die Länder Europas näher zusammenkommen. Der Vertrag von Maastricht hat sie schon alle in ein Korsett gezwungen, soweit es die Haushaltspolitik betrifft. Wenn der Euro im kommenden Jahrzehnt ordentlich funktioniert, werden Preisvergleiche die interne Konkurrenz vergrößern und das Interesse an einer gemeinschaftlichen Politik auf verschiedenen Gebieten verstärken. Schon allein, weil jeder begreift, dass es keinen Weg zurück gibt.

Die römische La Repubblica: Es handelt sich um eine Entscheidung, die Wirtschaftsgeschichte der modernen Welt niemals zuvor gesehen hat, und die nicht rein zufällig im Herzen des Alten Kontinents geschieht, wo Krieg und Totalitarismus geboren wurden mitsamt den Ideologien, die zur Grundlage von Staaten und Parteien wurden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen