die anderen:
Die britische Zeitung The Daily Telegraph schreibt zu den britisch-spanischen Verhandlungen über eine gemeinsame Verwaltung der Kolonie Gibraltar: Madrid muss sich darüber freuen, dass sich der primitive Nationalismus gelohnt hat. Statt sich den spanischen Rabauken entgegenzustellen und sie an ihre Doppelmoral hinsichtlich der marokkanischen Enklaven Ceuta und Melilla zu erinnern, hat der britische Außenminister Jack Straw Verhandlungen begonnen, mit denen eine geteilte Souveränität erreicht werden soll. Mit seiner Beschwichtigungspolitik gegenüber Iran, seiner Angst vor der Konfrontation mit Robert Mugabe in Simbabwe, seinem Abtun von George W. Bushs Erklärung zum Zustand der Nation als Wahlkampf und seiner Eile, Gibraltar zu verraten, erweist sich Straw als verhängnisvoller Außenminister.
Die französische Zeitung Le Monde meint zur Kluft zwischen Anhängern und Gegnern der Globalisierung: Die 6.000 Kilometer, die zwischen New York und Porto Alegre liegen, erscheinen als eine unüberwindliche Distanz für einen Dialogversuch zwischen den führenden Unternehmern, Regierenden oder internationalen Organisationen und den Globalisierungsgegnern. Der Dialog ist nicht möglich, weil es eine radikale Gegnerschaft zwischen denen gibt, die grundsätzlich auf die Gesundung durch die Marktwirtschaft setzen und denen, die das ablehnen. Porto Alegre hat die USA dämonisiert und Organisationen wie den Weltwährungsfonds, die Weltbank oder die WTO verurteilt. Der Dialog setzt eine Evolution in beiden Lagern voraus. Beide haben ihre inneren Widersprüche zum Vorschein kommen lassen. Beide sind nicht bereit, sich über Reformprojekte zu verständigen. Schade.
Die norwegische Tageszeitung Aftenposten kommentiert US-Präsident Bushs Äußerungen über eine „Achse des Bösen“ und die Reaktionen der EU darauf: Die EU stimmt nicht zu, wenn US-Präsident George W. Bush feststellt, Irak, Iran und Nordkorea bildeten eine Achse des Bösen. Es ist interessant, wichtig und klug, dass von gewichtiger Stelle in Europa vor dem gewarnt wird, was schlimmstenfalls zum Angriff auch auf Länder werden kann, die sich in einer positiven Entwicklung befinden. Hier ist verpflichtende Zusammenarbeit viel wichtiger als brutale Konfrontation. Nicht zuletzt beim Iran. Zu hoffen ist, dass der Eindruck täuscht, wonach die am meisten auf Krieg fixierten Falken sich derzeit in den USA entscheidenden Einfluss auf die künftige Strategie im Kampf gegen den Terror verschaffen.
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