die anderen:
Die Absage von Schröders Tscheschienreises kommentiert die Prager Zeitung Pravo: Der tschechische Regierungschef (Miloš) Zeman ist ein Freund, aber der Wähler ist ein noch größerer Freund, wird sich Bundeskanzler (Gerhard) Schröder möglicherweise sagen und den für März geplanten Besuch in Prag absagen. Die SPD steht in den Umfragen nicht so gut da, als dass sie auf die Stimmen der Vertriebenen verzichten könnte. Es sieht fast aus wie in der Vorkriegszeit, als Tschechien unter den Nachbarn keine Freunde hatte. Heute hält uns Ungarns Regierungschef Orban die Benes-Dekrete vor, Österreichs Boulevardpresse überschüttet uns mit Jauche.
Zum gleichen Thema meint die Neue Osnabrücker Zeitung: Nach wie vor gilt auch in der Politik der Satz, es sei besser miteinander als übereinander zu reden. Dennoch gibt es im zwischenstaatlichen Verhältnis Grenzen des Erträglichen. Diese hat der tschechische Regierungschef Zeman mit seinen verletzenden Äußerungen über die Sudetendeutschen überschritten, und deshalb handelt Kanzler Schröder richtig, wenn er vorerst auf seinen geplanten Prag-Besuch verzichtet. Die Bundesrepublik wird in ihrem Engagement für eine gute Nachbarschaft nicht erlahmen, weil es beiden Völkern dient, und zwar erst recht in einer Europäischen Gemeinschaft.
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