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die anderen

The Independent in Großbritannien kommentiert wie die meisten internationalen Blätter die Lage im Nahen Osten: In seiner Schwäche kann Scharon Arafat nur demütigen, ihn am Reisen hindern und buchstäblich seine Panzer in dessen Hof parken. Dies spielt den Militanten und Selbstmordkriegern der Palästinenser so direkt in die Hände, dass es schwer zu glauben ist, Scharon könne das nicht sehen. Wenn Arafat sämtlichen Respekt seiner eigenen Leute verliert, wie kann man dann von ihm erwarten, mäßigend auf diese einzuwirken? Wie kann er ihnen eine Alternative zum Terrorismus anbieten? Es ist kein Wunder, dass Arafat in der vergangenen Woche gezwungen war, die Sprache des Dschihad und des Märtyrertums zu sprechen.

The Financial Times aus London schreibt dazu: Obwohl die Europäische Union häufig vor einer Zerstörung der Palästinenserbehörde gewarnt hat, hat sie sich bemüht, nicht als Kritikerin der US-Politik zu erscheinen. Sie sollte jetzt ihren Einfluss in den USA geltend machen, um das Ende der israelischen Offensive zu erreichen und den Druck auf beide Seiten, einen Waffenstillstand zu schließen, zu erhöhen. Dies ist keine Zeit für Saumseligkeit oder Zögerlichkeit. Die Botschaft von den Vereinten Nationen muss durch die USA und die EU verstärkt werden. Mit einer unmissverständlichen Aufforderung an Scharon, sich zurückzuziehen, und der Forderung nach sofortigem Waffenstillstand. Eine Politik von Gewalt und Rache kann nur tragische Folgen für Israelis und Palästinenser haben.

Le Monde in Frankreich führt an: Darf man in diesem Konflikt der einzigen Macht Kredit einräumen, die als Vermittler im Nahen Osten auftreten könnte, den USA? Leider nicht, zumindest nicht bis jetzt. George W. Bush hat Ariel Scharon immer tun lassen, was er wollte, gestern wie heute. Erst kürzlich hat sich Bush um den Konflikt gekümmert, und das auch nur aus einem einzigen Grund. Er wollte die arabische Welt besänftigen, bevor er zum Angriff gegen den Irak Saddam Husseins schreitet

L‘Humanité in Frankreich merkt an: Es ist Aufgabe der internationalen Gemeinschaft, den bewaffneten Arm der israelischen Regierung zu stoppen, der zu einer wirklichen internationalen Gefahr geworden ist. In dieser Angelegenheit gibt es zunächst einen Angreifer und einen Angegriffenen. Man muss alles unternehmen, um diese Angriffe zu beenden und dem palästinensischen Volk und seinen Führern ihre Rechte zurückzugeben.Gewiss fordert die Resolution 1402 des UN-Sicherheitsrates den Rückzug.

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