die anderen:
Libération aus Paris kommentiert die anstehende Stichwahl um die französische Präsidentschaft: Bei seinen Wahlkampf-Meetings ruft Jacques Chirac den Wählern regelmäßig den alten Ausspruch de Gaulles zu: „Ich habe euch verstanden.“ Wenn man aber betrachtet, was er seit dem ersten Wahlgang am 21. April gemacht hat, bleibt der Grad des Verständnisses eher bescheiden. Der Amtsinhaber ist im ersten Durchgang an der Spitze gelandet, aber mit einem mickrigen Ergebnis von weniger als 20 Prozent. Also hat auch er eine Sanktion erteilt bekommen. So wird Chirac der erste Präsident sein, der ohne eigene Präsidentenmehrheit dasteht.
La Tribune meint: Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Franzosen Chirac wiederwählen, um gegen Jean-Marie Le Pen zu stimmen. Die Größe der Demonstrationen am 1. Mai müsste davon auch diejenigen überzeugt haben, die am den Kräfteverhältissen im Lande zweifelten. Die Mobilisierung im konservativen Lager scheint perfekt, die Linke hat letztendlich ein echtes politische Interesse, die maximal mögliche Stimmenzahl für ihren einstigen Gegner zu mobilisieren. Aber: Diese Dynamik reicht aus, um Chirac wieder zum Präsidenten zu machen. Für die unerlässliche Mehrheit bei den Parlamentswahlen reicht sie nicht.
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